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Archiv 2024

Kirche des Monats April - St. Marien in Biene

St. Marien in Biene: 101 Jahre alt - aber kein bisschen altmodisch
Altes und Neues verbindet sich zu einer einladenden Kirche.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ wird am 14. April 2014 um 15.00 Uhr die Kirche St. Marien in Biene (Biener Straße 94 in 49808 Lingen) präsentiert. 
Bis zum Bau des Kirchengebäudes war es ein langer Weg. Die Holthausener und Biener mussten vor 1922 zum Gottesdienst bis nach Lingen zur St. Bonifatius Kirche in Lingen gehen. Wegen der langen Fußwege wuchs der Wunsch nach einer eigenen Kirche im Ort und so sammelte die Holthausener und Biener Jägerschaft bereits 1912 Geld aus dem Verkauf von Kaninchen für den Bau einer eigenen Kirche. Doch der 1. Weltkrieg legte die Pläne vorerst aufs Eis. Erst nach dem Krieg konnte 1919 in einer Gemeindeversammlung weiter geplant werden. Das Grundstück wurde von Colon Schulte unentgeltlich zur Verfügung gestellt und der Meppener Architekt Herrmann mit dem Entwurf eines „einschiffigen Haussteinbaus mit neugotischen Stilelementen“ beauftragt. Maurermeister Th. Senger aus Lingen war der Bauleiter. Zur Beschaffung der finanziellen Mittel wurden nicht nur Kollekten in Holthausen und Biene abgehalten, sondern auch in Lingen, Meppen und auf dem Hümmling. 100.00 Mark kamen so zusammen. Der Ibbenbürener Sandstein, der die Kirche umklinkert, wurde über den Dortmund-Ems-Kanal direkt zum Biener Kanalhafen gebracht und von dort mit den stärksten Bauernwagen zum Bauort transportiert. Man hatte aus Kostengründen unbehauene Steine gekauft, die dann mühevoll in Handarbeit behauen wurden. Besondere Anstrengungen kosteten die Säulen. Der Bau der Kirche gestaltete sich schwierig. Das erste Mauerwerk des Chores musste wieder abgerissen werden – es war viel zu klein. Die bei Frost gebauten Gurtbögen stürzten ein, ein Arbeiter starb dabei. Am schlimmsten war jedoch die Inflation. Ein Baustopp drohte, konnte jedoch durch die große Unterstützung der Muttergemeinde St. Bonifatius und der großen Spendenbereitschaft der Bürger abgewendet werden. Und so weihte Bischof Wilhelm Berning die Biener St. Marien-Kirche am 14. Dezember 1922 feierlich ein.

Als Kirchenpatronin wurde die Gottesmutter Maria gewählt, da es damals im ganzen Kreis Lingen keine Marienkirche gab. Das Patronatsfest ist am 15. August. Im Altar ruhen die Reliquien der Hl. Liberta und die der Gefährtinnen der Hl. Ursula.

1934 wurden drei neue Bronzeglocken in Dis, Fis und Gis angeschafft. Sie ersetzten die alte Stahlglocke. Doch bereits 1942 mussten die beiden großen Glocken zu Kriegszwecken abgegeben werden. Nur das Angelusgeläut durfte behalten werden. Nach dem Krieg beschloss der Kirchenvorstand 1947die Neuanschaffung der Glocken, die mit Schinken, Speck und Butter bezahlt wurden.

Am 1. September 1960 erhielt St. Marien Biene den Rang einer Pfarrkirche, eine Pfarrstelle wurde eingerichtet und 1965 zog der erste Pfarrer ins neu gebaute Pfarrhaus ein. Die Abpfarrung von der Muttergemeinde war damit vollzogen.

Optisch hat sich bis heute an dem äußeren Erscheinungsbild wenig verändert. Auf dem Turm weht der Hahn, der ursprünglich aus einer Harener Kirche stammt. Über dem Eingang steht hoch oben in einer Nische Maria mit dem Jesuskinde, gefertigt von Bernd Heller aus Lathen und direkt über dem Eingangsportal befindet sich eine Darstellung des „Lammes auf dem Buch mit den sieben Siegeln“. Neu ist die äußere Beleuchtung der Kirche, die sie auch im Dunkeln weithin sichtbar strahlen lässt. Zudem wurde die Kirche passend zum 100. Geburtstag im Jahr 2022 neu ausgemalt. Schnell war sich der Kirchenvorstand einig, das äußere Erscheinungsbild auch im Inneren aufzugreifen. Die vorherige farbigere Gestaltung wich weichen Sandtönen, weißen Wänden und goldenen Akzenten. Die Grundstruktur des neugotischen Baustils wurde durch die Bemalung der Säulen in Sandsteinoptik hervorgehoben.

Betritt man heute die Kirche, fällt als erstes das wunderschöne Tauf-/Weihwasserbecken mit goldener Wasserschale auf. Es wurde 1924 von dem Bildhauer Rüller aus Münster gefertigt, von den Familien Weß und Holt gespendet und im Zuge der Renovierung neu überarbeitet und in Szene gesetzt. Nun steht es zusammen mit Altar und Kreuz auf einer Linie und wird so auch liturgisch zusammengeführt. Das vom Lingener Bildhauer Erich Ricken geschaffene Kreuz wurde 1949 von Clemens Bookschulte als Erinnerung an seinen gefallenen Sohn gestiftet.

Sehenswert in der Kirche sind auch eine 1948 vom Osnabrücker Bildhauer Walter Mählmann angefertigte Pieta in der Marienkapelle, der 1924 geweihte Kreuzweg des Oelder Kunstmalers Bartscher und eine Petrus-Darstellung vom Osnabrücker Willi Witte aus dem Jahr 1985 sowie Statuen von Jesus, Maria, Josef, Franziskus und Hubertus.  

Die heute eingesetzte Pfeifenorgel der Firma Lobback aus Neuendeich wurde 1988 eingeweiht. Sie hat 22 Register. 

Durch die Halbierung und Verschiebbarkeit der letzten beiden Sitzbänke wurde ein neuer Raum für Tauffeiern oder auch kleine Andachten geschaffen.

Altes und Neues verbindet sich so zu einer einladenden Kirche. Die Kirchengemeinde St. Marien freut sich auf Gäste aus dem ganzen Emsland und lädt zur Vorstellung der Kirche und zum anschließenden Kaffeetrinken herzlich ein.

Kirche des Monats März 2024 - St. Jakobus in Sögel

In der Kirche St. Jakobus sind heute noch Spuren aus verschiedenen Jahrhunderten zu finden.
Im Jahr 2021 feierte die Kirchengemeinde St. Jakobus in Sögel das 150-jährige Weihejubiläum ihrer Pfarrkirche. Sie ist in ihrer heutigen Form der vierte Kirchenbau an der gleichen Stelle. Die Entstehungszeit und das Aussehen der ersten beiden Kirchen sind unklar. Um 815 dürfte an der Stelle der heutigen Kirche eine Holzkirche errichtet worden sein, die um 1150 durch eine größere Steinkirche ersetzt wurde. Diese zweite Kirche muss auch über einen freistehenden Glockenturm verfügt haben, da die älteste Glocke, die noch heute als Angelus-Glocke ihren Dienst versieht, aus der Zeit um 1280 stammt. Ebenfalls hat auch der Taufstein, der um 1180 aus Bentheimer Sandstein gefertigt wurde, seinen Platz bereits in der Granitquaderkirche gehabt.
1482 bekam die Kirchengemeinde eine neue festgefügte Pfarrkirche, nach ihrem Baumeister auch „Wacker-Kirche“ genannt. Dieses ca. 8 x 28 m große Gotteshaus hatte etwa 450 Sitz- und 200 Stehplätze. Das Geläut wurde in den Jahren 1516-1518 um drei große Glocken erweitert und im Jahr 1717 durch eine fünfte Glocke vervollständigt. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts gab es in der Kirche eine kleine Orgel, die im Dreißigjährigen Krieg beschädigt wurde. Ihr folgten 1680 eine gebraucht angeschaffte Orgel aus Münster und 1712/13 eine neue Orgel durch den Orgelbauer Nicolaus Stoffer. Die Wacker-Kirche wurde über mehrere Jahrhunderte der Mittelpunkt des Dorfes. „Aus Findlingen und Bruchsteinen war sie gefügt, und der gerade, einfache Stil war ein Sinnbild des Charakters unserer Vorfahren und ein Stück Hümmlinger Landschaft“, wie von einem Chronisten geschildert wird.
Doch Mitte des 19. Jahrhunderts hatte auch die Wacker-Kirche ausgedient. Am 3. Januar 1862 erging durch den Kirchenvorstand unter Vorsitz des Pfarrers Heinrich Altmeppen eine Bitte an den aus Sögel stammenden Dombaumeister Johann Bernhard Hensen, ein Konzept mit Kostenübersicht für eine neue Kirche zu erstellen. Erst am 28. Mai 1865 wurde dem Kirchenvorstand der Entwurf der neuen Kirche vom Architekten Hensen vorgelegt. Es vergingen weitere Jahre, bevor es nach Errichtung einer Notkirche und Abriss der Wacker-Kirche zur Grundsteinlegung im Jahr 1867 kam. Der Kirchenbau schritt schnell voran und kurz vor Fertigstellung kam es für die Kirchengemeinde am 28.12.1868 zu einem folgenschweren Unglück: Ein Wintersturm traf den Kirchturm mit voller Wucht und ließ ihn der Länge nach über die Langschiffgewölbe einstürzen. Erst im Jahr 1870 wurden die Arbeiten an der Kirche wieder aufgenommen. Jedoch erlebten Architekt und Ortspfarrer die Fertigstellung ihrer neuen Kirche nicht mehr. Johann Bernhard Hensen verstarb am 16. Januar 1870 und Pfarrer Heinrich Altmeppen am 02. April 1870. Der Wiederaufbau des Turmes und die Fertigstellung der Kirche wurden in die Hände des Architekten Huldermann aus Meppen sowie des Unternehmers Hermann Hensen, ein Bruder des Dombaumeisters, gelegt. Die feierliche Einweihung durch den damaligen Bischof Johannes Heinrich Beckmann erfolgte am 21. Juni 1871. Seitdem wurde die Pfarrkirche mehrmals im Innern verändert. Die letzte Innenrenovierung fand in den Jahren 2019/2020 statt. Den Abschluss der Innenrenovierung bildete der Einbau der neuen Orgel. Das Instrument stammt aus einer anglikanischen Kirche in Manchester, die 2016 geschlossen wurde. Die Weihe der Jardine-Orgel in St. Jakobus fand am 05. März 2023 statt. 
Die Kirchengemeinde St. Jakobus lädt am 17.03.2024 zur Präsentation der Kirche und zum anschließenden Kaffeetrinken im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ Gäste au dem ganzen Emsland ein (Jakobus-Platz 1, Sögel). Musikalisch gestaltet wird die Veranstaltung „Kirche des Monats“ vom Kirchenchor unter der Leitung des Dekanatskirchenmusikers Jörg Christian Freese. 
 
Text: Bernd Norda