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Archiv 2024

Kirche des Monats - Ev.-reformierte Kirche Salzbergen

Die vor über 130 Jahren gegründete Gemeinde hat noch heute ein lebendiges Gemeindeleben vorzuweisen - Gebäude besitzt weder Turm noch Glocken
Am Sonntag, den 10.11.2024 um 15.00 Uhr wird die evangelisch-reformierte Kirche Salzbergen (Hügelweg 10, 48499 Salzbergen) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ präsentiert.
Im Kirchensiegel der ev. -reformierten Gemeinde Salzbergen ist die Jahreszahl 1891 vermerkt. Daher wird dieses Jahr als Gründungszeit angesehen. Damals wurden im Südemsland die Eisenbahnstrecken gebaut, mit Salzbergen als Knotenpunkt. Dazu hatte man die schon länger im Trassenbau erfahrenen Niederländer angeheuert und diese Familien brachten die bis dato nicht existente reformierte Konfession ins katholisch geprägte Dorf Salzbergen. Weil damals das Schulwesen streng konfessionell geführt wurde und daher undurchlässig für andere Konfessionen war, musste eigens eine reformierte Schule für die evangelisch-niederländischen Kinder eingerichtet werden. Es fand sich dafür ein schlichter Ziegelbau im Hügelweg, der neben dem Schulraum und Nebenräumen auch eine Lehrerwohnung und einen kleinen Kirchsaal enthielt.
Auch durch spätere Zuzüge von Evangelischen aus der Grafschaft oder dem Ruhrgebiet blieb die Gemeinde immer so klein, dass sie von Nachbargemeinden versorgt werden musste - mal war es Ohne, dann Bentheim und ab 1993 Lünne.
Nach dem II. Weltkrieg gelangten auch viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten nach Salzbergen – die zumeist lutherischen Christen fanden unkompliziert eine neue Heimat bei den Reformierten.
Neben dem Kirchgebäude wurde ein Küsterhaus errichtet, das sich in der Folgezeit für die Salzbergener zur Postadresse und Anlaufstelle der kleinen Gemeinde etablierte.
In den 60er Jahren wurden beide Konfessionen aber durch den Bau der Ev.-luth. Markuskirche wieder getrennt. Das Schulwesen wurde verstaatlicht und das alte Gemäuer, das nur noch als Kirche genutzt wurde, kam in die Jahre. 
Nach vielen Planungen und Spendenaufrufen konnte die Idee eines neuen Kirchbaus Anfang der 80er Jahre endlich umgesetzt werden, sodass im Jahre 1984 das heutige moderne Gemeindezentrum in Gebrauch genommen wurde. Diese biblisch runde Zahl von 40 Jahren ist im aktuellen Jubiläumsjahr mit vielen Ereignissen gefeiert worden.
Im Jahre 2002 ergab sich eine günstige Gelegenheit, für die gewachsene Gemeinde im Garten eine Kinder- und Jugendbegegnungsstätte zu errichten – das ist die „Hügelburg“. Seit vielen Jahren wird sie untervermietet an die Kommune, die hier längerfristig eine KiTa unterhält.
Die Kirche als moderner Zweckbau hat wenig rechte Winkel – so hat man das Empfinden, fast in einem Rundbau zu sitzen. Um den Kirchsaal in Zeltoptik mit viel Holzeinbauten gruppieren sich Küche, Sitzungszimmer, Sanitärräume und ein Kellergeschoss. Zum Inventar gehörte neben einem schlichten Kreuz mit dem Text „Gott ist die Liebe“ von Anfang an die Kanzel in Bronze. Im Jahre 2008 konnte aus einer verkauften Kirche in Osnabrück eine Pfeifenorgel erstanden werden. Ein Gemeindeglied stellte eine gläserne Taufschale her und ein Tischler fertigte als Auftragsarbeit 2019 dazu den aktuellen Taufschalenständer aus einem hohlen Kirschbaum. Des Weiteren schreinerte er aus Erlenholz einen Abendmahlstisch – so heißt der Altar in den reformierten Kirchen - ebenfalls ohne rechte Winkel, passend zum Kirchbau.
Durch eine Schiebetür kann der ca. 70 Plätze umfassende Kirchraum auf 100 Plätze erweitert werden. Das ist zu Konfirmationen und zu Heiligabend dringend erforderlich. Auch Trauerfeiern mit Sarg oder Urne können problemlos im Kirchsaal abgehalten werden und werden oft gewünscht – besonders von Menschen aus der Kerngemeinde.
Zur Gemeinde, die über die beiden Ortschaften Salzbergen und Emsbüren verstreut ist, gehören ca. 250 Glieder, die zum großen Teil aus der reformiert geprägten Grafschaft stammen. Gottesdienste als Treffpunkt der Gemeinde finden alle 14 Tage sonntags statt und ab uns zu auch am Samstagabend. Der Raum ist schnell umgestellt, um etwa in einem Kreis mit einer gestalteten Mitte meditative Formen von Gebet oder Gottesdienst durchzuführen. Der guten Akustik und des halbrunden Sitzens wegen eignet sich die Kirche besonders gut für kleine Konzertformate, Andachten, Schulgottesdienste, Lesungen oder Aufführungen. 
Die Gemeinde gehört zum Synodalverband Emsland-Osnabrück (etwa Kirchenkreis oder Dekanat), der sich von Meppen bis Osnabrück erstreckt. Sitz der Kirchenleitung ist Leer.
Etwas Besonderes ist noch zu erwähnen: Die Kirche besitzt weder Turm noch Glocken. Doch nebenan in Sichtweite steht die katholische Cyriakuskirche und die läutet in ökumenischer Eintracht für die ev.-reformierte Kirche mit: In Salzbergen beginnen nämlich alle Sonntagsgottesdienste der drei Kirchen stets um 10.15 Uhr.
Zur Präsentation der ev.-reformierten Kirche und zum anschließenden Kaffeetrinken sind Gäste aus dem ganzen Emsland herzlich willkommen. Parkplätze können in der Bahnhofstraße, Emsstraße oder rund um die kath. Kirche genutzt werden. Von hier sind es jeweils nur wenige Meter bis zur ev.-reformierten Kirche. 
 
Pastor Joachim Korporal

Kirche des Monats Oktober - Klosterkirche Haselünne

Politische Ereignisse haben Spuren hinterlassen
Barockes Baudenkmal - Am 20. Oktober wird die Klosterkirche Haselünne vorgestellt

Der Verein der Freunde und Förderer der Alten Haselünner Klosterkirche freut sich, am Sonntag, den 20. Oktober 2024 um 15.00 Uhr Besuchern die Kirche (Klosterstraße 1, 49740 Haselünne - Neustadtstraße, Nonnenwall) präsentieren zu dürfen. 
Die Alte Klosterkirche gehört zum Ensemble des heutigen Kreisgymnasiums St. Ursula und ist somit auch Eigentum des Landkreises Emsland. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Klosterkirche, die als barockes Baudenkmal bis heute erhalten ist, viele Veränderungen durchgemacht, politische Ereignisse haben auch in ihrer Gestaltung Spuren hinterlassen.
Die Geschichte der Kirche nahm ihren Anfang im Jahre 1668, als Klarissen, die aufgrund der Folgen des Dreißigjährigen Krieges ihr Kloster in Oldenzaal/Holland aufgeben mussten, mit dem Bau eines neuen Klosters in Haselünne in der Neustadt begannen. 
Wann mit dem Bau der Kirche begonnen wurde, ist nicht belegt. Belegt ist jedoch, dass der Schwesternchor 17 Jahre nach Baubeginn des Klosters (1785) fertiggestellt und für den Gebrauch eingeweiht werden konnte. Aus Aufzeichnungen der Klarissen erfährt man, dass sich die komplette Fertigstellung der Kirche wegen finanzieller Schwierigkeiten lange hingzog. Das Recomendatien boeck der Klarissen berichtet von spärlich fließenden Spenden, auf welche die Klarissen angewiesen waren. Am 30. April 1730 wurde die Kirche schließlich eingeweiht zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Mariä als Patronin der Kirche. Die Baumeister des Klosters und der Kirche waren die Franziskanerpatres Henriens van Baelen und sein Bruder Nikolaus. Die Kirchenmauern wurden aus von den Klarissen eigenhändig geformten und am Tegelberg bei Haselünne gebrannten Steinen errichtet. Das heute noch im Chorraum der Pfarrkirche St. Vincentius benutzte Chorgestühl schuf Frater Leonard Wilms in fünfjähriger Arbeit.  
Bei der Kirche handelt es sich um einen typischen franziskanischen Kirchenbau des 17. Jahrhunderts: ein einfacher, rechteckiger Bau mit polygonalem Chorabschluss, der geostet ist. Nach Norden hin schloss sich das zweiflügelige Klostergebäude an, das mit dem Kapitelhaus im Osten und einem Seiteneingang an der Nordseite der Kirche einen Kreuzgarten, den sogenannten Kirchengarten, umschloss. Die Kirche hatte ursprünglich der Klosterregel der Klarissen entsprechend keinen Turm, nur einen Dachreiter mit einem aufgesetzten goldenen Hahn, auf dessen Schwanz die Inschrift „Lumen Christi“ angebracht war. Hier im Dachreiter hing die von den Klarissen aus Oldenzaal mitgebrachte Glocke, die heute noch nach einer umfangreichen Restaurierung im Turm der Klosterkirche zum Angelus läutet. 
Der Innenraum der Kirche besteht aus einem schlichten Saalbau mit Tonnengewölbe, der im Osten einen 3/8 Tonnenabschluss hat. Ein barockes Gesims bildete ursprünglich die Grenze zum Gewölbe. An den Außenwänden befanden sich jeweils drei große Fenster mit einer Bleiverglasung im Rautenmuster. Der Altarraum wurde durch weitere drei Fenster erhellt. Er bot Platz für drei Altäre, die neben der Kommunionbank ganz in Weiß und Gold gefasst waren. Für den Bau des Hochaltars schenkte im Jahre 1686 Maximilian Heinrich, Kurfürst und Bischof von Münster, 300 Reichstaler, während Haselünner Bürger die Seitenaltäre stifteten. 
Dem 140jährigen Wirken der Klarissen, das infolge der Napoleonischen Kriege durch Auflösung des Klosters beendet wurde, folgte ab 1854 die Zeit der Ursulinen in Haselünne. Aufgrund intensiven Bemühens der Haselünner Bürgerschaft kamen Schwestern aus dem Ursulinenkonvent in Dorsten nach Haselünne und bauten das klösterliche Leben wieder auf. Damit legten sie den Grundstein für ihre segensreiche Tätigkeit in der Frauen- und Mädchenbildung. Infolge des Kulturkampfes wurde diese jedoch gleich über mehrere Jahre (1875-1888) unterbrochen. Eine grundlegende Renovierung der Kirche konnte auch erst in den Jahren 1891 bis 1893 erfolgen. Dabei wurde die Gestaltung dem Stil der Neogotik angepasst. 
Um die Jahrhundertwende expandierten der Konvent und die Schule. Bereits 1904 war deswegen auch eine Kirchenerweiterung notwendig. Dabei wurde die Schwesternempore vergrößert und die Kirche bekam ihren heutigen Turm.
Eine weitere grundlegende Renovierung erfolgte im Jahre 1939, also zwei Jahre vor der Vertreibung der Schwestern durch die Nationalsozialisten und der Auflösung des Klosters. In einem Fotoalbum des Ursulinenkonvents findet man folgende Beschreibung: „Die Fensternischen wurden bis zum Boden durchgeführt. Wände und Decke wurden schlicht einfarbig gehalten. Die Kronleuchter wurden entfernt.“ 
Während der Okkupation des Klosters durch die Nationalsozialisten im Jahre 1941 und der Einrichtung der National­politischen Erziehungsanstalt (NPEA) verwahrloste die Kirche. Als die Schwestern 1945 zurückkehrten, war das wertvolle alte Eichengestühl zerstört und entfernt worden, die Fenster waren undicht, vom Altar war nur noch das barocke Kreuzigungsbild übrig. Nach einer notdürftigen Renovierung erfolgte am 15.08.1947 die erneute Benediktion der Kirche durch den Osnabrücker Bischof Dr. Wilhelm Berning.
Im Jahre 1959 schloss sich dann unter der Aufsicht des Architekten Max von Hausen aus Münster eine umfassende Renovierung und Umgestaltung der Kirche an. Der Altarraum musste vollständig erneuert werden und erhielt seine heutige schlichte Form. Ein neuer Altar wurde errichtet und ein Kreuz ersetzte das barocke Altarbild, das seitdem im Turm der Pfarrkirche St. Vincentius hängt. In den 1960er Jahren wurden die Fenster nach einem Entwurf von Prof. Vinzenz Pieper aus Münster neu gestaltet und in den Werkstätten von Otto Peters in Paderborn gefertigt.
Mit der Übernahme der St. Ursula-Schule 1972 durch den Landkreis Meppen und dem Auszug der Ursulinen aus dem Kloster begannen in den darauffolgenden Jahren umfangreiche Planungen und Bauarbeiten auf dem Gelände des Kreisgymnasiums St. Ursula, die den Abriss der alten Klostergebäude zur Folge hatten. Auch der Erhalt der Klosterkirche war nicht gesichert. Durch das Engagement von Haselünner Bürgern wurde daraufhin der „Verein der Freunde und Förderer der Alten Haselünner Klosterkirche“ gegründet. Unter dem Vorsitz des damaligen Schulleiters Dr. Wolfgang Riemann erschloss der Vorstand Geldquellen, so dass die Kirche renoviert werden und ihr derzeitiges Aussehen erhalten konnte
Heute wird die Klosterkirche neben der Schule sowohl für religiöse als auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ihre hervorragende Akustik lässt musikalische Aufführungen zu einem besonderen Erlebnis werden.
Herzlich lädt der Verein dazu ein, dieses Kleinod mit seiner besonderen Geschichte im Rahmen der Veranstaltung „Kirche des Monats“ näher kennenzulernen und sich anschließend bei Kaffee und Kuchen in der Mensa des Kreisgymnasiums St. Ursula zu begegnen.
 
Bericht und Fotos: Verein der Freunde und Förderer der Alten Haselünner Klosterkirche

Kirche des Monats September - St. Bernardus Dohren

Kirche des Monats September – St. Bernardus Dohren

Mitten im Ortskern steht seit 122 Jahren die Kirche St. Bernardus und ist für die Gemeindemitglieder nicht mehr wegzudenken

Die Kirchengemeinde ist seit den 1960er Jahren eine selbständige Pfarrei. Vorher zählte St. Bernardus zur Muttergemeinde St. Nikolaus Herzlake und bildet mit dieser und der Kapellengemeinde Westrum seit 1991 eine Pfarreiengemeinschaft.

Eine Kapelle gab es in Dohren bereits 1766. In ihr wurden nur werktags Messen gelesen. Sonntags mussten die Dohrener nach Herzlake zur Kirche gehen. Pfarrer Karl Uhlenberg und seinem Vikar Bernard Barlage ist es zu verdanken, dass in Dohren eine Kirche gebaut wurde. Sie engagierten sich um 1900 dafür, die ortsansässigen Landwirte für den Bau der Kirche zu gewinnen und dieses Vorhaben auch finanziell zu unterstützen.  Durch einige großzügige Spenden konnte der Bau im Jahr 1901 auf einem gestifteten Platz im heutigen Ortskern beginnen. Als Fundament der St. Bernardus Kirche dienten Findlinge, die in Dohren gesammelt wurden. Der Architekt Determann aus Lengerich erstellte die Pläne für eine Kirche im neugotischen Stil. 

Es entstand eine einschiffige Backsteinkirche, dessen Bau im Herbst 1902 vollendet war. Die Baukosten ohne Inventar betrugen ca. 50.000 Mark, welche aus heutiger Sicht sehr kostengünstig waren. Als Kirchenpatron wurde der heilige Zisterzienser-Abt Bernardus ausgewählt, welcher von 1090- 1153 unter dem Namen Bernhard von Clairvaux lebte.  Bernardus eignete sich für diesen ländlich geprägten Raum am Rande des Hahnenmoores besonders gut, da er als Patron der Bauern und Imker gilt. 

Die neu gebaute Kirche wurde am 18. Dezember 1902 von Dechant Pennemann gesegnet und nach einigen Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bischof von Osnabrück erst am 20. Juni 1931 durch Bischof Wilhelm Berning geweiht. St. Bernardus Dohren erhielt am 01. Mai 1964 den offiziellen Titel „Pfarrei“ und wurde damit eigenständig. Im Jahre 1971 wurde die Sakristei angebaut. 

Im Oktober 1999 konnten in der St. Bernardus- Kirche sehr aufwändige Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten abgeschlossen werden. Diese waren so umfangreich wie bisher nie an diesem Bauwerk. Im neuen Glanz erstrahlte seitdem u. a. der kunstvoll geschnitzte Holzhochaltar und die ebenfalls aus Holz geschnitzte Kanzel und die wertvolle hölzerne Stehle mit einer Herz- Jesu Figur. Mit einbezogen in die Restaurierung wurde auch die Orgelempore. 

Heute steht die Kirche St. Bernardus Dohren im Ortskern und ist für die Gemeindemitglieder nicht mehr wegzudenken. Davon können sich die Besucherinnen und Besucher der Kirche St. Bernardus (Dorfstraße, 49770 Herzlake/Dohren) im Rahmen der Veranstaltung „Kirche des Monats“ am Sonntag, den 15.09.2024 um 15.00 Uhr überzeugen.  

An diesem Nachmittag wartet im Rahmen einer kleinen musikalischen Andacht auf die Besucherinnen und Besucher eine spannende Kirchenführung unter der Leitung von Ilse Jandt, Pastor Lammen und Heike Preut. Sie werden das Kirchengebäude und das Gemeindeleben im Laufe der Jahre beleuchten. Bei Kaffee und Kuchen im Pfarrheim sorgt die kfd Dohren für das leibliche Wohl. Die Kirchengemeinde freut sich auf viele interessierte Gäste aus dem ganzen Emsland. 

Kirche des Monats August - St. Antonius in Estringen

Kirche des Monats am 11.08.2024: St. Antonius in Lingen-Estringen
Über 500 Jahre Kapelle in Estringen
„lieber unsere Häuser abbrechen als unsere Kapelle“
 
Die 1520 erbaute gotische Kapelle hat eine wechselvolle Geschichte, die der Kapellenvorstand zusammen mit Dr. Andreas Eiynck am Sonntag, den 11.08.2024 um 15.00 Uhr im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ präsentieren wird.
 
Das Baujahr 1520 ist durch eine Inschrift über einem früheren Seitenportal dokumentiert. Der gotische Baustil des Gotteshauses und weitere Hinweise bestätigen diese Datierung.
Zwei Damen aus dem Holländischen sollen der Sage nach die Kapelle gestiftet und erbaut haben. Geweiht wurde die sie dem Heiligen Antonius Abbas, einem altchristlichen Einsiedler. Er war als Patron für Bauerschaftskapellen im Mittelalter sehr beliebt und erfreute sich als populärer Heiliger unter dem Namen Tönnes großer Verehrung, zumal er als Schutzpatron der Schweine und des Viehs galt.
Um diese Zeit wurden im Raum Lingen gleichzeitig mehrere Kirchenbauten errichtet. Von einer religiösen Krise angesichts der aufkeimenden Reformation konnte hier offenbar keine Rede sein. Unterstützung erhielt das Bauprojekt in Estringen durch die Grafen von Tecklenburg, deren Wappen an einem der Pfeiler der Kapelle angebracht ist. Auch religiöse Symbole und die Hausmarken weiterer Stifter sind hier zu finden. Das aus sorgfältig behauenen Sandsteinblöcken errichtete Gebäude zeigt gotische Bauformen mit spitzbogigen Maßwerkfenstern, Strebepfeilern und Gewölben.
Die gut fundierte Kapellenstiftung wurde bei der Lingener Reformation durch Graf Konrad von Tecklenburg (den „dullen Cord“) eingezogen, später aber zurückerstattet und in holländischer Zeit ein Teil der reformierten Geistlichen Güterkasse. Da einige Bauern in Estringen und Rottum zum Calvinismus übertraten, wurde die Kapelle nun von Katholiken wie Reformierten gleichermaßen genutzt.
Regelmäßig Gottesdienste fanden hier nicht mehr statt, wohl aber katholische Messfeiern an den vier Hochfesten sowie die Leichenpredigten bei reformierten Begräbnissen. Im 18. Jahrhundert gab es ständigen Reparaturbedarf und in der Zeit um 1800 empfahl die Bauverwaltung, das Gebäude abzubrechen, zumal man das Sandsteinmaterial an anderer Stelle sehr gut verwenden könne. Die Einwohner von Estringen protestierten jedoch hiergegen und erklärten, „dass sie es lieber sehen würden, wenn man ihre Häuser als die Kapelle abbräche“.
1824 wurde die Kapelle dann zu einer Bauerschaftsschule umgebaut. Vom Kapellenraum trennte man ein Klassenzimmer ab, das übrige Gebäude stand leer. In der Zeit um 1900 entstand der Gedanke, das Bauwerk wieder als Gotteshaus herzurichten. Die Kirche in der Nachbargemeinde Bramsche wurde zu klein und die Estringer konnten dort keine Plätze mehr mieten. Zunächst wurde 1921 eine neue Schule gebaut und 1922 dann die Kapelle restauriert. Die Arbeiten leitete der damals noch junge Lingener Architekt Hans Lühn, der insbesondere mit der Sicherung der gemauerten Gewölbe seine liebe Last hatte.
Kirchliche Einrichtungsstücke waren damals nicht mehr vorhanden und so beschaffte man einen barocken Hochaltar, der früher in der Kirche in Elbergen gestanden hatte. Die sehr alten Statuen der vier Evangelisten, bekannt unter dem Namen „Heseper Buren“, waren ein Geschenk der Gemeinde Hesepe zur Kapelleneinweihung im Jahr 1922. Noch aus der Bauzeit der Kapelle vor 500 Jahren stammte eine wertvolle gotische Schnitzarbeit: eine Darstellung des Heiligen Joachim, dem Ehemann der Heiligen Anna. In die gleiche Zeit datiert auch ein eindrucksvolles Kruzifix in der Sakristei. Das Kruzifix in der Sakristei ist eine Arbeit aus dem 18. Jahrhundert. Osterleuchter und Ambo stammen von dem bekannten Rheiner Künstler Joseph Krautwald.
1966 erhielt die Kapelle auf der Westseite einen Anbau mit einer Orgelempore und einem Gruppenraum im Untergeschoss.  Vom 1. November 1923 bis zum 31.12.1983 waren die Seelsorger der Gemeinde Patres aus dem Herz-Jesu-Kloster in Handrup. Betreut wird das Gotteshaus mit großem Engagement von der kleinen Kapellengemeinde Estringen, die kirchlich zur Pfarrgemeinde St. Bonifatius in der Pfarreiengemeinschaft Lingen-Süd gehört.
Der Kapellengemeinde freut sich am 11.08.2024 um 15.00 Uhr auf Gäste aus dem ganzen Emsland und lädt herzlich zur Präsentation der Kapelle (Estringen 5, Lingen) und zum anschließenden Kaffeetrinken ein.
 
Text:     Dr. Andreas Eiynck

Kirche des Monats Mai - Reformierte Kirche Baccum

Kirche des Monats – Evangelisch-Reformierte Kirche in Baccum
Prägnanter Kirchbau einer kleinen, aber lebendigen Gemeinde, die Ökumene vor Ort gestaltet
 
Die evangelisch-reformierte Kirche in Baccum wurde 1859 gebaut. Baumeister ist der königlich-hannoversche Baurat Conrad Wilhelm Hase. Ab 1863 war er Konsistorialbaumeister der Hannoverschen Landeskirche. Hase orientierte sich am Vorbild der norddeutschen Backsteingotik. Auch Innen hat er auf Klarheit gesetzt: Eine Ausstattung aus Holz, ursprünglich nicht bemalt, die eine angenehme Stimmung in der Kirche schaffen sollte. Der klassisch neugotische, kreuzförmige Backsteinbau mit einem Westturm ist bauähnlich bis baugleich mit den ebenfalls von Hase entworfenen Kirchen in Bad Bentheim und in Loxten bei Ankum.
 
Der Ursprung der evangelisch-reformierten Gemeinde geht zurück in das Jahr 1605.
Warum kam es erst viel später zum Bau der evangelisch-reformierten Kirche in Baccum? 
Prägnant steht der heutige Kirchbau mit seiner besonderen Architektur und mit bemerkenswerten Ausstattungsstücken in Blickweite zur katholischen Kirche St. Antonius. Diese war von 1674 bis 1822 reformiert. 
Die Hannoversche Kultusverordnung vom Juni 1822 mit einem Nachtrag vom März 1824 regelte das Kirchenwesen in der Niedergrafschaft Lingen neu. Es wurde entscheiden, dass die evangelisch-reformierte Gemeinde zu klein sei, um als selbständige Gemeinde zu bestehen. Baccum sollte Filialgemeinde von Lingen werden. Damit waren viele Reformierte nicht einverstanden, doch es wurde dennoch weitgehend so umgesetzt. 
Die kleine evangelisch-reformierte Gemeinde musste immer um ihr Existenzrecht kämpfen. Von 1824 bis 1859 wurde St. Antonius dann als Simultaneum genutzt. Das hat im überwiegend katholischen Dorfleben auch zu großen Schwierigkeiten geführt hat. Manchmal war es den evangelisch-reformierten Christen und Christinnen nicht möglich, Gottesdienste zu feiern. Oder sie mussten in die Scheunen der evangelischen Bauern Wemker und Schoppe ausweichen. Die Reformierten in Baccum gaben aber nicht auf und sie kämpften. So erlangten sie dann später, ebenso wie Plantlünne, ihre Selbständigkeit wieder. Mit Hilfe des Gustav Adolf -Diasporawerkes konnte1858/9 eine neue Kirche gebaut werden.
 In der hellen und freundlichen Kirche befinden sich Ausstattungsgegenstände aus den verschiedenen Jahrhunderten. Die Buntglasfenster sind Stiftungen von wohlhabenden Menschen. Ihre Namen sind in den Fenstern verewigt. Der Abendmahlstisch ist von 1619 und kommt aus einer anderen Kirche. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1864. Die Glocke im Kirchturm ist aus dem Jahr 1798, das älteste Kirchenbuch von 1625 (katholisch). 1678 wurde es als reformiertes Kirchenbuch weitergeführt.
 
Um die Kirche herum gibt es immer noch einen Friedhof. Er wird heute nur noch für Urnenbestattungen genutzt. Erdbestattungen finden nicht mehr statt.
Das Urnengräberfeld ist angelegt als Abbildung des Kircheninnenraums. Das hat dazu geführt, dass zahlreiche Gemeindemitglieder Grabplätze nach dem Ort ausgewählt haben, wo sie zur Gottesdienstzeit immer gesessen haben.
 
Heute ist die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde immer noch eine der kleinsten Gemeinde im Synodalverband Emsland/Osnabrück. Sie hat aber ein reges Gemeindeleben und mit ihren ökumenischen Aktivitäten Vorbildcharakter für viele andere Gemeinden. Bis vor einigen Jahren hatte die evangelisch-reformierte Kirche und die katholische Kirche St. Antonius noch ein Graben getrennt. Der wurde buchstäblich zugeschüttet. Entstanden ist die „Baccumer ökumenische Mitte“ – ein vielfältig gestalteter und informativer Ort für gelebte Ökumene und Begegnung. Seit September 2023 wird ein Gemeindehaus ökumenisch genutzt. Zwei Häuser sind kaum noch zu finanzieren und in einem kleinen Dorf wie Baccum eigentlich auch überflüssig. Eines tut es auch, so waren sich die Initiatoren einig.
 
Die Evangelisch-reformierte Kirche und die ökumenische Mitte in Baccum sind einen Besuch wert. Die Gemeinde freut sich auf Gäste aus dem ganzen Emsland, die sich davon überzeugen wollen. Die Kirche (Kirchenkamp 12, 49811 Lingen) wird am Sonntag, den 12.05.2024 um 15.00 Uhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ präsentiert. Anschließend lädt die Gemeinde zu Kaffee und Kuchen in das ökumenische Gemeindehaus ein.
 
Pastorin Martina Korporal / Holger Berentzen 

Kirche des Monats April - St. Marien in Biene

St. Marien in Biene: 101 Jahre alt - aber kein bisschen altmodisch
Altes und Neues verbindet sich zu einer einladenden Kirche.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ wird am 14. April 2014 um 15.00 Uhr die Kirche St. Marien in Biene (Biener Straße 94 in 49808 Lingen) präsentiert. 
Bis zum Bau des Kirchengebäudes war es ein langer Weg. Die Holthausener und Biener mussten vor 1922 zum Gottesdienst bis nach Lingen zur St. Bonifatius Kirche in Lingen gehen. Wegen der langen Fußwege wuchs der Wunsch nach einer eigenen Kirche im Ort und so sammelte die Holthausener und Biener Jägerschaft bereits 1912 Geld aus dem Verkauf von Kaninchen für den Bau einer eigenen Kirche. Doch der 1. Weltkrieg legte die Pläne vorerst aufs Eis. Erst nach dem Krieg konnte 1919 in einer Gemeindeversammlung weiter geplant werden. Das Grundstück wurde von Colon Schulte unentgeltlich zur Verfügung gestellt und der Meppener Architekt Herrmann mit dem Entwurf eines „einschiffigen Haussteinbaus mit neugotischen Stilelementen“ beauftragt. Maurermeister Th. Senger aus Lingen war der Bauleiter. Zur Beschaffung der finanziellen Mittel wurden nicht nur Kollekten in Holthausen und Biene abgehalten, sondern auch in Lingen, Meppen und auf dem Hümmling. 100.00 Mark kamen so zusammen. Der Ibbenbürener Sandstein, der die Kirche umklinkert, wurde über den Dortmund-Ems-Kanal direkt zum Biener Kanalhafen gebracht und von dort mit den stärksten Bauernwagen zum Bauort transportiert. Man hatte aus Kostengründen unbehauene Steine gekauft, die dann mühevoll in Handarbeit behauen wurden. Besondere Anstrengungen kosteten die Säulen. Der Bau der Kirche gestaltete sich schwierig. Das erste Mauerwerk des Chores musste wieder abgerissen werden – es war viel zu klein. Die bei Frost gebauten Gurtbögen stürzten ein, ein Arbeiter starb dabei. Am schlimmsten war jedoch die Inflation. Ein Baustopp drohte, konnte jedoch durch die große Unterstützung der Muttergemeinde St. Bonifatius und der großen Spendenbereitschaft der Bürger abgewendet werden. Und so weihte Bischof Wilhelm Berning die Biener St. Marien-Kirche am 14. Dezember 1922 feierlich ein.

Als Kirchenpatronin wurde die Gottesmutter Maria gewählt, da es damals im ganzen Kreis Lingen keine Marienkirche gab. Das Patronatsfest ist am 15. August. Im Altar ruhen die Reliquien der Hl. Liberta und die der Gefährtinnen der Hl. Ursula.

1934 wurden drei neue Bronzeglocken in Dis, Fis und Gis angeschafft. Sie ersetzten die alte Stahlglocke. Doch bereits 1942 mussten die beiden großen Glocken zu Kriegszwecken abgegeben werden. Nur das Angelusgeläut durfte behalten werden. Nach dem Krieg beschloss der Kirchenvorstand 1947die Neuanschaffung der Glocken, die mit Schinken, Speck und Butter bezahlt wurden.

Am 1. September 1960 erhielt St. Marien Biene den Rang einer Pfarrkirche, eine Pfarrstelle wurde eingerichtet und 1965 zog der erste Pfarrer ins neu gebaute Pfarrhaus ein. Die Abpfarrung von der Muttergemeinde war damit vollzogen.

Optisch hat sich bis heute an dem äußeren Erscheinungsbild wenig verändert. Auf dem Turm weht der Hahn, der ursprünglich aus einer Harener Kirche stammt. Über dem Eingang steht hoch oben in einer Nische Maria mit dem Jesuskinde, gefertigt von Bernd Heller aus Lathen und direkt über dem Eingangsportal befindet sich eine Darstellung des „Lammes auf dem Buch mit den sieben Siegeln“. Neu ist die äußere Beleuchtung der Kirche, die sie auch im Dunkeln weithin sichtbar strahlen lässt. Zudem wurde die Kirche passend zum 100. Geburtstag im Jahr 2022 neu ausgemalt. Schnell war sich der Kirchenvorstand einig, das äußere Erscheinungsbild auch im Inneren aufzugreifen. Die vorherige farbigere Gestaltung wich weichen Sandtönen, weißen Wänden und goldenen Akzenten. Die Grundstruktur des neugotischen Baustils wurde durch die Bemalung der Säulen in Sandsteinoptik hervorgehoben.

Betritt man heute die Kirche, fällt als erstes das wunderschöne Tauf-/Weihwasserbecken mit goldener Wasserschale auf. Es wurde 1924 von dem Bildhauer Rüller aus Münster gefertigt, von den Familien Weß und Holt gespendet und im Zuge der Renovierung neu überarbeitet und in Szene gesetzt. Nun steht es zusammen mit Altar und Kreuz auf einer Linie und wird so auch liturgisch zusammengeführt. Das vom Lingener Bildhauer Erich Ricken geschaffene Kreuz wurde 1949 von Clemens Bookschulte als Erinnerung an seinen gefallenen Sohn gestiftet.

Sehenswert in der Kirche sind auch eine 1948 vom Osnabrücker Bildhauer Walter Mählmann angefertigte Pieta in der Marienkapelle, der 1924 geweihte Kreuzweg des Oelder Kunstmalers Bartscher und eine Petrus-Darstellung vom Osnabrücker Willi Witte aus dem Jahr 1985 sowie Statuen von Jesus, Maria, Josef, Franziskus und Hubertus.  

Die heute eingesetzte Pfeifenorgel der Firma Lobback aus Neuendeich wurde 1988 eingeweiht. Sie hat 22 Register. 

Durch die Halbierung und Verschiebbarkeit der letzten beiden Sitzbänke wurde ein neuer Raum für Tauffeiern oder auch kleine Andachten geschaffen.

Altes und Neues verbindet sich so zu einer einladenden Kirche. Die Kirchengemeinde St. Marien freut sich auf Gäste aus dem ganzen Emsland und lädt zur Vorstellung der Kirche und zum anschließenden Kaffeetrinken herzlich ein.

Kirche des Monats März 2024 - St. Jakobus in Sögel

In der Kirche St. Jakobus sind heute noch Spuren aus verschiedenen Jahrhunderten zu finden.
Im Jahr 2021 feierte die Kirchengemeinde St. Jakobus in Sögel das 150-jährige Weihejubiläum ihrer Pfarrkirche. Sie ist in ihrer heutigen Form der vierte Kirchenbau an der gleichen Stelle. Die Entstehungszeit und das Aussehen der ersten beiden Kirchen sind unklar. Um 815 dürfte an der Stelle der heutigen Kirche eine Holzkirche errichtet worden sein, die um 1150 durch eine größere Steinkirche ersetzt wurde. Diese zweite Kirche muss auch über einen freistehenden Glockenturm verfügt haben, da die älteste Glocke, die noch heute als Angelus-Glocke ihren Dienst versieht, aus der Zeit um 1280 stammt. Ebenfalls hat auch der Taufstein, der um 1180 aus Bentheimer Sandstein gefertigt wurde, seinen Platz bereits in der Granitquaderkirche gehabt.
1482 bekam die Kirchengemeinde eine neue festgefügte Pfarrkirche, nach ihrem Baumeister auch „Wacker-Kirche“ genannt. Dieses ca. 8 x 28 m große Gotteshaus hatte etwa 450 Sitz- und 200 Stehplätze. Das Geläut wurde in den Jahren 1516-1518 um drei große Glocken erweitert und im Jahr 1717 durch eine fünfte Glocke vervollständigt. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts gab es in der Kirche eine kleine Orgel, die im Dreißigjährigen Krieg beschädigt wurde. Ihr folgten 1680 eine gebraucht angeschaffte Orgel aus Münster und 1712/13 eine neue Orgel durch den Orgelbauer Nicolaus Stoffer. Die Wacker-Kirche wurde über mehrere Jahrhunderte der Mittelpunkt des Dorfes. „Aus Findlingen und Bruchsteinen war sie gefügt, und der gerade, einfache Stil war ein Sinnbild des Charakters unserer Vorfahren und ein Stück Hümmlinger Landschaft“, wie von einem Chronisten geschildert wird.
Doch Mitte des 19. Jahrhunderts hatte auch die Wacker-Kirche ausgedient. Am 3. Januar 1862 erging durch den Kirchenvorstand unter Vorsitz des Pfarrers Heinrich Altmeppen eine Bitte an den aus Sögel stammenden Dombaumeister Johann Bernhard Hensen, ein Konzept mit Kostenübersicht für eine neue Kirche zu erstellen. Erst am 28. Mai 1865 wurde dem Kirchenvorstand der Entwurf der neuen Kirche vom Architekten Hensen vorgelegt. Es vergingen weitere Jahre, bevor es nach Errichtung einer Notkirche und Abriss der Wacker-Kirche zur Grundsteinlegung im Jahr 1867 kam. Der Kirchenbau schritt schnell voran und kurz vor Fertigstellung kam es für die Kirchengemeinde am 28.12.1868 zu einem folgenschweren Unglück: Ein Wintersturm traf den Kirchturm mit voller Wucht und ließ ihn der Länge nach über die Langschiffgewölbe einstürzen. Erst im Jahr 1870 wurden die Arbeiten an der Kirche wieder aufgenommen. Jedoch erlebten Architekt und Ortspfarrer die Fertigstellung ihrer neuen Kirche nicht mehr. Johann Bernhard Hensen verstarb am 16. Januar 1870 und Pfarrer Heinrich Altmeppen am 02. April 1870. Der Wiederaufbau des Turmes und die Fertigstellung der Kirche wurden in die Hände des Architekten Huldermann aus Meppen sowie des Unternehmers Hermann Hensen, ein Bruder des Dombaumeisters, gelegt. Die feierliche Einweihung durch den damaligen Bischof Johannes Heinrich Beckmann erfolgte am 21. Juni 1871. Seitdem wurde die Pfarrkirche mehrmals im Innern verändert. Die letzte Innenrenovierung fand in den Jahren 2019/2020 statt. Den Abschluss der Innenrenovierung bildete der Einbau der neuen Orgel. Das Instrument stammt aus einer anglikanischen Kirche in Manchester, die 2016 geschlossen wurde. Die Weihe der Jardine-Orgel in St. Jakobus fand am 05. März 2023 statt. 
Die Kirchengemeinde St. Jakobus lädt am 17.03.2024 zur Präsentation der Kirche und zum anschließenden Kaffeetrinken im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ Gäste au dem ganzen Emsland ein (Jakobus-Platz 1, Sögel). Musikalisch gestaltet wird die Veranstaltung „Kirche des Monats“ vom Kirchenchor unter der Leitung des Dekanatskirchenmusikers Jörg Christian Freese. 
 
Text: Bernd Norda