Archiv 2017
Kirche des Monats Dezember 2017
Kapelle „Maria – Hilfe der Christen“ am Kolping-Bildungshaus-Salzbergen
Das Team des Kolping-Bildungshauses in Salzbergen (Kolpingstraße 4) lädt am Sonntag, den 10.12.2017 um 15 Uhr im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ zur Vorstellung der Kapelle ein. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, sich bei Kaffee und Kuchen zu begegnen und an einer Führung durch das Bildungshaus teilzunehmen.
Kapelle „Maria – Hilfe der Christen“ am Kolping-Bildungshaus-Salzbergen
Das Team des Kolping-Bildungshauses in Salzbergen (Kolpingstraße 4) lädt am Sonntag, den 10.12.2017 um 15 Uhr im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ zur Vorstellung der Kapelle ein. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, sich bei Kaffee und Kuchen zu begegnen und an einer Führung durch das Bildungshaus teilzunehmen.
Die Kapelle „Maria - Hilfe der Christen“ ist das Herzstück des Bildungshauses mit seinen idyllisch an der Kolpingstraße in Salzbergen gelegenen Fachwerkhäusern.
Wer durch die beiden Torhäuser auf das Gelände des Kolping-Bildungshauses-Salzbergen (KBS) zugeht, sieht links ein Fachwerkhaus, das durch ein schlichtes Holzkreuz am Giebel als Kapelle zu erkennen ist.
Dieses über 250 Jahre alte Haus wurde 1748 in Drievorden als Heuerhaus gebaut und ein zweites Mal 1984 in Salzbergen als Kapelle wieder aufgestellt. Bischof Dr. Helmut Hermann Wittler konsekrierte damals die Kapelle, die der Gottesmutter geweiht ist und den Titel „Maria – Hilfe der Christen“ trägt.
Die Reliquien im Altar stammen vom Hl. Crispinus, dem Patron der Stadt Osnabrück. Da dieser zugleich auch Patron des Schuhmacherhandwerkes ist, wird auf diese Weise eine Verbindung zu Adolph Kolping hergestellt, der vor seiner Priesterweihe das Schusterhandwerk erlernt hatte.
Das Innere der Kapelle hat den Charakter eines Fachwerkhauses bewahrt und vermittelt als ehemaliges Wohnhaus noch immer ein Gefühl der Behaglichkeit. Die Stirnwand ziert ein Korpus, der den Blick des Besuchers auf sich lenkt. Dem Gekreuzigten fehlen die Arme – ein befremdlicher Anblick und eine eindringliche Botschaft zugleich: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun.“
Im Kolping-Bildungshaus-Salzbergen wird eine an den Zielen von Adolph Kolping orientierte Arbeit geleistet. Gebet und Eucharistie, Exerzitien und Einkehrtage, musische und kreative Tätigkeit, Auseinandersetzung mit Fragen zu den Themen Ehe und Familie, Arbeit und Beruf, Gesellschaft und Politik – das sind einige Schwerpunkte zur inhaltlichen Arbeit. Das Kolping-Bildungshaus stärkt die Kontakte des Verbandes und ist für das Kolpingwerk ein Ort der Begegnung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen.
Wer durch die beiden Torhäuser auf das Gelände des Kolping-Bildungshauses-Salzbergen (KBS) zugeht, sieht links ein Fachwerkhaus, das durch ein schlichtes Holzkreuz am Giebel als Kapelle zu erkennen ist.
Dieses über 250 Jahre alte Haus wurde 1748 in Drievorden als Heuerhaus gebaut und ein zweites Mal 1984 in Salzbergen als Kapelle wieder aufgestellt. Bischof Dr. Helmut Hermann Wittler konsekrierte damals die Kapelle, die der Gottesmutter geweiht ist und den Titel „Maria – Hilfe der Christen“ trägt.
Die Reliquien im Altar stammen vom Hl. Crispinus, dem Patron der Stadt Osnabrück. Da dieser zugleich auch Patron des Schuhmacherhandwerkes ist, wird auf diese Weise eine Verbindung zu Adolph Kolping hergestellt, der vor seiner Priesterweihe das Schusterhandwerk erlernt hatte.
Das Innere der Kapelle hat den Charakter eines Fachwerkhauses bewahrt und vermittelt als ehemaliges Wohnhaus noch immer ein Gefühl der Behaglichkeit. Die Stirnwand ziert ein Korpus, der den Blick des Besuchers auf sich lenkt. Dem Gekreuzigten fehlen die Arme – ein befremdlicher Anblick und eine eindringliche Botschaft zugleich: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit zu tun.“
Im Kolping-Bildungshaus-Salzbergen wird eine an den Zielen von Adolph Kolping orientierte Arbeit geleistet. Gebet und Eucharistie, Exerzitien und Einkehrtage, musische und kreative Tätigkeit, Auseinandersetzung mit Fragen zu den Themen Ehe und Familie, Arbeit und Beruf, Gesellschaft und Politik – das sind einige Schwerpunkte zur inhaltlichen Arbeit. Das Kolping-Bildungshaus stärkt die Kontakte des Verbandes und ist für das Kolpingwerk ein Ort der Begegnung mit anderen gesellschaftlichen Gruppen.
Vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. mitfinanziert:
n.T.
Kreuzkirche Lingen ist Kirche des Monats November 2017
Im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 feiert Deutschland 500 Jahre Reformation und widmet sich besonders dem Reformator Martin Luther. Die evangelisch-lutherische Kreuzkirchengemeinde als älteste der lutherischen Gemeinden im Emsland feiert zugleich den 280sten Geburtstag ihres Kirchenbaus.
Die Veranstaltungsreihe Kirche des Monats ist deshalb am kommenden Sonntag, 12. November, zu Gast in der evangelisch-lutherischen Kreuzkirche am Universitätsplatz in Lingen. Ab 15 Uhr werden Kirchenkreiskantor Peter Müller an der Flentrop Orgel und Kirchenführerin Anja von Stephani die Kirche und ihre Besonderheiten auf unterschiedlichste Weise vorstellen. Anschließend gibt es Zeit und Gelegenheit, bei Kaffee und Plätzchen die Eindrücke mit Gespräch oder Rundgang zu vertiefen..
Im Jahr 1734 gab der Soldatenkönig (Friedrich Wilhelm I. von Preußen) 100 Reichstaler für die schlichte Hallenkirche, die in vierjähriger Bauzeit entstand. Diese Summe verdiente damals ein guter Handwerksmeister in einem ganzen Jahr. Erster Prediger war Johann Anton Naber aus Osnabrück, er stand der in norddeutschem Barockstil gehaltenen Kreuzkirche 50 Jahre vor. Sein Pfarramtsbezirk reichte bis nach Tecklenburg, wo Garnison und Kirchengemeinde ihm ebenfalls unterstanden. Die Geschichte der Kreuzkirche ist von Höhen und Tiefen geprägt. Englisch-hannoversche Soldaten beschlagnahmten die Kreuzkirche im Winter 1795 und nutzten sie als Lazarett, um sie ruiniert zu hinterlassen. Bis zur Wiederherstellung der Kirche feierten Reformierte und Lutheraner im Auditorium der Universität und dann im Wechsel den Gottesdienst in der reformierten Kirche. Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde vor allem durch zugezogene Arbeiter des Eisenbahnausbesserungswerks an und erweiterte 1888 den Kirchbau um einen Nordflügel. Ab 1945 fanden viele Ostvertriebene lutherischen Glaubens im Raum Lingen und damit in der Kreuzkirche eine neue Heimat. 3400 Gläubige zählt inzwischen die Gemeinde.
Die Ausstattung der Kirche entspricht der Formsprache der Neugotik. Kanzel und Altarretabel legen auch Zeugnis ab von der Theologie von Gemeinde und Bildhauerwerkstatt. Prachtstück der Kirchenausstattung bleibt die Flentrop Orgel von 1959 mit ihren 21 Registern auf Hauptwerk, Brustwerk und Pedal. Sie eignet sich besonders für die Darstellung barocker Musik. In der Kreuzkirche finden geistliche Konzerte statt, zuletzt das Lutheroratorium „Gaff nicht in den Himmel“ der Lingener Kantorei unter Leitung von Kreiskantor Peter Müller.
Bei der letzten großen Renovierung 1999 erhielt die Kirche zwei neue Fenster, die der Glasgestalter Günter Grohs aus Wernigerode und die Glasmalerei Peters GmbH in Paderborn ausführten. Die drei, erst in den letzten Jahren neugegossenen Bronzeglocken namens Glaube, Liebe und Hoffnung werden am kommenden Sonntag die Gäste aus allen Teilen des Emslands herzlich willkommen heißen.
Anja von Stephani/Ulrich Hirndorf
„Kirche des Monats“ im Oktober 2017 Herz Jesu Kirche in Gersten Die Gerstener Kirche ist ein Beispiel für die neuromanischen Natursteinkirchen im Bistum Osnabrück
„Wo die allerletzten Ausläufer des Wiehengebirges in sanften Hügelwellen verebben, wo die norddeutsche Tiefebene mit weiten Heideflächen und dunklen Mooren beginnt, dehnt sich Gersten, eine Landgemeinde des Kreises Lingen, aus“. Mit diesem Satz beginnt die Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu Gersten.
Die Herz Jesu Pfarrkirche steht in der Mitte der rund tausend Mitglieder zählenden Kirchengemeinde auf einem parkähnlichen Grundstück, auf dem auch das Pfarrhaus, das Pfarrheim, der Kindergarten und die Friedhofskapelle ihren Platz gefunden haben.
Die Anregung zum Bau einer Kirche kam 1919 von den 3 Hofbesitzern Kloster, Meyer und Robken. Seitdem sprach man von einer Dreierdebatte.
Der endgültige Beschluss zum Kirchenbau wurde im Herbst 1920 auf einer eigens einberufenen Versammlung in der (damaligen) Gerstener Schule gefasst. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde hatten zuvor nach Einzelbefragung durch die Herren Meyer, Lügermann und Robken Spenden in Höhe von 80 000 Mark für einen möglichen Kirchenbau zugesagt. Zudem stellte Witwe Theresia Lindemann den Bauplatz mitten im Dorf zur Verfügung, was für die Standortfrage mitentscheidend gewesen ist.
Nachdem die örtlichen Bauern Baumstämme für den Kirchenbau gegeben hatten und 600 cbm Bruchsteine aus dem Steinbruch Bocketal bei Ibbenbüren angekauft waren, begann man 1921 mit dem Bau der Kirche nach den Plänen des Architekten K. Determann. Zwei Bauunternehmen aus den benachbarten Dörfern Lengerich und Wettrup trieben den Bau voran. Am 5. September 1923 wurde die neue Kirche durch Bischof Wilhelm Berning konsekriert.
Die Gerstener Kirche ist ein Beispiel für die neuromanischen Natursteinkirchen im Bistum Osnabrück. Charakteristisch sind die schmalen Rundbogenfenster und eine große halbrunde Apsis. Zunächst wurde die Kirche mit einem sogenannten Dachreiter ausgestattet. Der Kirchturm wurde erst in den Jahren 1960/1961 nach den Plänen des Architekten Sunder-Plassmann aus Cloppenburg errichtet und mit insgesamt vier Bronzeglocken versehen.
Bereits im Jahre 1930 musste das Kirchendach erneuert werden. Ebenfalls beschlossen die Verantwortlichen auf Anraten des damaligen Domkapitulars Dr. Seling die erste größere Umgestaltung der Kirche. Dabei wurden sieben der elf Fenster im Chorraum von innen verschlossen und die Räume vor den seitlichen großen Rosetten mit Fenstern versehen und zu schlichten Nischen verkleinert. Durch diese Maßnahmen sollte der Kircheninnenraum einer Basilika ähneln.
Die Ausmalung der Kirche erfolgte damals nach Entwürfen des Kunst- und Kirchenmalers Theo Maria Landmann aus Osnabrück. Eben dieser Künstler lieferte auch die Pläne für die für die Gerstener Kirche so charakteristischen Wandteppiche, die Szenen aus dem Leben von Jesus Christus darstellen. Die Wandteppiche aus chinesischer Rohseide, die im Chorraum angebracht sind, entstanden in den Werkstätten des Kunstgewerbehauses Dankwart in Osnabrück. Rechts und links des Chorraumes befinden sich zwei Seitenaltäre. Beide stammen vom Osnabrücker Künstler Ludwig Nolde. Der Marienaltar auf der linken Seite zeigt das Motiv „Jungfrau und Mutter“. Der Nebenaltar auf der rechten Seite (Motiv: „Bete und arbeite“) zeigt den Hl. Josef mit dem Jesusknaben in der Werkstatt.
Durch einen Impuls aus einem Gemeindeprojekt „Farben des Glaubens“ wurde die letzte große Renovierung der Kirche in 2013 angestoßen. Im Rahmen dieser Renovierung erhielt der im Jahre 1925 vom „Mütterverein“ gestiftete Taufbrunnen seinen neuen Platz in der Kirchenmitte. Der Chorraum wurde komplett mit einem neuen Bodenbelag aus Natursteinen (Thüster Kalkstein) versehen. Durch die Öffnung der 1930 zugemauerten Fenster wurde der Chorraum in seinen ursprünglichen lichtdurchfluteten Zustand zurückversetzt, der dem gesamten Kirchenraum eine angenehme, einladende Atmosphäre verleiht. Die „Farben des Glaubens“ fanden ihren Niederschlag in der gläsernen Zwischentür zwischen Turm und Kirchenschiff und dem neugestalteten Osterleuchter, beides Werke des Osnabrücker Künstlers Mario Haunhorst.
Im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ wird am Sonntag, den 8.10.2017 um 15:00 Uhr die Herz Jesu Kirche in Gersten (Kirchstraße 4, 49838 Gersten) vorgestellt. Die Kirchengemeinde lädt dazu herzlich ein. Anschließend bietet die Frauengemeinschaft Kaffee und Kuchen im Pfarrheim an.
Die Veranstaltungsreihe Kirche des Monats ist deshalb am kommenden Sonntag, 12. November, zu Gast in der evangelisch-lutherischen Kreuzkirche am Universitätsplatz in Lingen. Ab 15 Uhr werden Kirchenkreiskantor Peter Müller an der Flentrop Orgel und Kirchenführerin Anja von Stephani die Kirche und ihre Besonderheiten auf unterschiedlichste Weise vorstellen. Anschließend gibt es Zeit und Gelegenheit, bei Kaffee und Plätzchen die Eindrücke mit Gespräch oder Rundgang zu vertiefen..
Im Jahr 1734 gab der Soldatenkönig (Friedrich Wilhelm I. von Preußen) 100 Reichstaler für die schlichte Hallenkirche, die in vierjähriger Bauzeit entstand. Diese Summe verdiente damals ein guter Handwerksmeister in einem ganzen Jahr. Erster Prediger war Johann Anton Naber aus Osnabrück, er stand der in norddeutschem Barockstil gehaltenen Kreuzkirche 50 Jahre vor. Sein Pfarramtsbezirk reichte bis nach Tecklenburg, wo Garnison und Kirchengemeinde ihm ebenfalls unterstanden. Die Geschichte der Kreuzkirche ist von Höhen und Tiefen geprägt. Englisch-hannoversche Soldaten beschlagnahmten die Kreuzkirche im Winter 1795 und nutzten sie als Lazarett, um sie ruiniert zu hinterlassen. Bis zur Wiederherstellung der Kirche feierten Reformierte und Lutheraner im Auditorium der Universität und dann im Wechsel den Gottesdienst in der reformierten Kirche. Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde vor allem durch zugezogene Arbeiter des Eisenbahnausbesserungswerks an und erweiterte 1888 den Kirchbau um einen Nordflügel. Ab 1945 fanden viele Ostvertriebene lutherischen Glaubens im Raum Lingen und damit in der Kreuzkirche eine neue Heimat. 3400 Gläubige zählt inzwischen die Gemeinde.
Die Ausstattung der Kirche entspricht der Formsprache der Neugotik. Kanzel und Altarretabel legen auch Zeugnis ab von der Theologie von Gemeinde und Bildhauerwerkstatt. Prachtstück der Kirchenausstattung bleibt die Flentrop Orgel von 1959 mit ihren 21 Registern auf Hauptwerk, Brustwerk und Pedal. Sie eignet sich besonders für die Darstellung barocker Musik. In der Kreuzkirche finden geistliche Konzerte statt, zuletzt das Lutheroratorium „Gaff nicht in den Himmel“ der Lingener Kantorei unter Leitung von Kreiskantor Peter Müller.
Bei der letzten großen Renovierung 1999 erhielt die Kirche zwei neue Fenster, die der Glasgestalter Günter Grohs aus Wernigerode und die Glasmalerei Peters GmbH in Paderborn ausführten. Die drei, erst in den letzten Jahren neugegossenen Bronzeglocken namens Glaube, Liebe und Hoffnung werden am kommenden Sonntag die Gäste aus allen Teilen des Emslands herzlich willkommen heißen.
Anja von Stephani/Ulrich Hirndorf
„Kirche des Monats“ im Oktober 2017 Herz Jesu Kirche in Gersten Die Gerstener Kirche ist ein Beispiel für die neuromanischen Natursteinkirchen im Bistum Osnabrück
„Wo die allerletzten Ausläufer des Wiehengebirges in sanften Hügelwellen verebben, wo die norddeutsche Tiefebene mit weiten Heideflächen und dunklen Mooren beginnt, dehnt sich Gersten, eine Landgemeinde des Kreises Lingen, aus“. Mit diesem Satz beginnt die Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu Gersten.
Die Herz Jesu Pfarrkirche steht in der Mitte der rund tausend Mitglieder zählenden Kirchengemeinde auf einem parkähnlichen Grundstück, auf dem auch das Pfarrhaus, das Pfarrheim, der Kindergarten und die Friedhofskapelle ihren Platz gefunden haben.
Die Anregung zum Bau einer Kirche kam 1919 von den 3 Hofbesitzern Kloster, Meyer und Robken. Seitdem sprach man von einer Dreierdebatte.
Der endgültige Beschluss zum Kirchenbau wurde im Herbst 1920 auf einer eigens einberufenen Versammlung in der (damaligen) Gerstener Schule gefasst. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde hatten zuvor nach Einzelbefragung durch die Herren Meyer, Lügermann und Robken Spenden in Höhe von 80 000 Mark für einen möglichen Kirchenbau zugesagt. Zudem stellte Witwe Theresia Lindemann den Bauplatz mitten im Dorf zur Verfügung, was für die Standortfrage mitentscheidend gewesen ist.
Nachdem die örtlichen Bauern Baumstämme für den Kirchenbau gegeben hatten und 600 cbm Bruchsteine aus dem Steinbruch Bocketal bei Ibbenbüren angekauft waren, begann man 1921 mit dem Bau der Kirche nach den Plänen des Architekten K. Determann. Zwei Bauunternehmen aus den benachbarten Dörfern Lengerich und Wettrup trieben den Bau voran. Am 5. September 1923 wurde die neue Kirche durch Bischof Wilhelm Berning konsekriert.
Die Gerstener Kirche ist ein Beispiel für die neuromanischen Natursteinkirchen im Bistum Osnabrück. Charakteristisch sind die schmalen Rundbogenfenster und eine große halbrunde Apsis. Zunächst wurde die Kirche mit einem sogenannten Dachreiter ausgestattet. Der Kirchturm wurde erst in den Jahren 1960/1961 nach den Plänen des Architekten Sunder-Plassmann aus Cloppenburg errichtet und mit insgesamt vier Bronzeglocken versehen.
Bereits im Jahre 1930 musste das Kirchendach erneuert werden. Ebenfalls beschlossen die Verantwortlichen auf Anraten des damaligen Domkapitulars Dr. Seling die erste größere Umgestaltung der Kirche. Dabei wurden sieben der elf Fenster im Chorraum von innen verschlossen und die Räume vor den seitlichen großen Rosetten mit Fenstern versehen und zu schlichten Nischen verkleinert. Durch diese Maßnahmen sollte der Kircheninnenraum einer Basilika ähneln.
Die Ausmalung der Kirche erfolgte damals nach Entwürfen des Kunst- und Kirchenmalers Theo Maria Landmann aus Osnabrück. Eben dieser Künstler lieferte auch die Pläne für die für die Gerstener Kirche so charakteristischen Wandteppiche, die Szenen aus dem Leben von Jesus Christus darstellen. Die Wandteppiche aus chinesischer Rohseide, die im Chorraum angebracht sind, entstanden in den Werkstätten des Kunstgewerbehauses Dankwart in Osnabrück. Rechts und links des Chorraumes befinden sich zwei Seitenaltäre. Beide stammen vom Osnabrücker Künstler Ludwig Nolde. Der Marienaltar auf der linken Seite zeigt das Motiv „Jungfrau und Mutter“. Der Nebenaltar auf der rechten Seite (Motiv: „Bete und arbeite“) zeigt den Hl. Josef mit dem Jesusknaben in der Werkstatt.
Durch einen Impuls aus einem Gemeindeprojekt „Farben des Glaubens“ wurde die letzte große Renovierung der Kirche in 2013 angestoßen. Im Rahmen dieser Renovierung erhielt der im Jahre 1925 vom „Mütterverein“ gestiftete Taufbrunnen seinen neuen Platz in der Kirchenmitte. Der Chorraum wurde komplett mit einem neuen Bodenbelag aus Natursteinen (Thüster Kalkstein) versehen. Durch die Öffnung der 1930 zugemauerten Fenster wurde der Chorraum in seinen ursprünglichen lichtdurchfluteten Zustand zurückversetzt, der dem gesamten Kirchenraum eine angenehme, einladende Atmosphäre verleiht. Die „Farben des Glaubens“ fanden ihren Niederschlag in der gläsernen Zwischentür zwischen Turm und Kirchenschiff und dem neugestalteten Osterleuchter, beides Werke des Osnabrücker Künstlers Mario Haunhorst.
Im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ wird am Sonntag, den 8.10.2017 um 15:00 Uhr die Herz Jesu Kirche in Gersten (Kirchstraße 4, 49838 Gersten) vorgestellt. Die Kirchengemeinde lädt dazu herzlich ein. Anschließend bietet die Frauengemeinschaft Kaffee und Kuchen im Pfarrheim an.
Kirche des Monats September 2017
n.T.
St. Antonius in Lathen-Wahn
Alt-Wahner bilden nach Umsiedlung neue Gemeinde in Lathen-Wahn und sind auch heute eine aktive Gemeinschaft
Bis zum Jahre 1941 lag zwischen Lathen und Sögel das über tausend Jahre alte Dorf Wahn. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde der Krupp´sche Schießplatz (heute Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition 91, Meppen) erweitert. Dieser Erweiterung musste das Dorf Wahn weichen. Die Einwohner wurden entschädigt und umgesiedelt. 37 Familien beheimateten sich etwa 5 km westlich von Lathen. So entstand der Ort Lathen-Wahn. Auch die Pfarrei Wahn wurde zum 1. April 1942 vom damaligen Bischof Wilhelm Berning aufgelöst. Zudem versetzte er den Pfarrer von Wahn Bernhard Reckers in den Ruhestand. Doch die Neu-Lathen-Wahner vermissten ihren gewohnten Kirchgang und besonders ihre Kirche. Immerhin wurde die Kirche von Alt-Wahn damals der „Dom vom Hümmling“ genannt. So verloren sie nicht viel Zeit und taten sich mit den Einwohnern der umliegenden Ortschaften Rupennest, Kathen-Siedlung und Ströhn zusammen. Gemeinsam errichteten sie trotz widrigster Umstände noch während des Krieges eine kleine sogenannte „Barackenkapelle“, in dem dann die sonntäglichen Gottesdienste stattfanden.
Schon kurz nach dem Krieg, im September 1946, entsandte der Bischof dann den heimatvertriebenen Pfarrer Leonhard Braun aus der Diözese Ermland in Ostpreußen nach Lathen-Wahn. Am 12. Mai 1952 entschieden sich die Einwohner des Seelsorgebezirks Lathen-Wahn, dem auch die Ortsteile Rupennest, Kathen-Siedlung und Ströhn angehören, auf einer öffentlichen Versammlung einstimmig für einen Kirchenneubau. Die Grundsteinlegung war am 17. August 1953. Hierbei wurde derselbe geweihte Stein als Grundstein dieser neuen Kirche gelegt, der auch im Jahre 1923 als Grundstein des Gotteshauses im alten Dorf Wahn gelegt worden war. Die Architekten Bernhard Lippsmeier und Dipl. Ing. Dr. Georg Lippsmeier, Paderborn und Düsseldorf, erstellten die Pläne der Kirche. Erbaut wurde sie vom Lathener Bauunternehmer Bernhard Möhlenkamp und seinen Handwerkern unter der Bauleitung des Lathener Architekten Heinrich Hinrichs.Die Kirchweihe der heutigen St. Antonius Kirche zu Lathen-Wahn erfolgte am 20. Oktober 1954.Neben einer großen Opferbereitschaft der Dorfgemeinschaft erfolgte ein Großteil der Gelder für die Finanzierung des Kirchenneubaus durch Haussammlungen in den Nachbargemeinden. Hierzu fuhr sonntags ein ganzer Bus voller Sammler in die betreffenden Gemeinden und ging von Haus zu Haus. Wie Pfarrer Braun in seiner Chronik zu berichten weiß, sind die Sammler kaum jemals abgewiesen worden. Er stellte dazu fest: “Ein Beweis für die Spendenfreudigkeit und Glaubensfreudigkeit der Emsländer.“
Am Sonntag, den 10. September 2017 wird die Kirchengschichte, die Innausstattung der Kirche und das heutige Gemeindeleben der St. Antonius Kirche von Lathen-Wahn (Antoniusstraße 20) im Rahmen des Projektes „Kirche des Monats“ ausführlich vorgestellt.
Bis zum Jahre 1941 lag zwischen Lathen und Sögel das über tausend Jahre alte Dorf Wahn. Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde der Krupp´sche Schießplatz (heute Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition 91, Meppen) erweitert. Dieser Erweiterung musste das Dorf Wahn weichen. Die Einwohner wurden entschädigt und umgesiedelt. 37 Familien beheimateten sich etwa 5 km westlich von Lathen. So entstand der Ort Lathen-Wahn. Auch die Pfarrei Wahn wurde zum 1. April 1942 vom damaligen Bischof Wilhelm Berning aufgelöst. Zudem versetzte er den Pfarrer von Wahn Bernhard Reckers in den Ruhestand. Doch die Neu-Lathen-Wahner vermissten ihren gewohnten Kirchgang und besonders ihre Kirche. Immerhin wurde die Kirche von Alt-Wahn damals der „Dom vom Hümmling“ genannt. So verloren sie nicht viel Zeit und taten sich mit den Einwohnern der umliegenden Ortschaften Rupennest, Kathen-Siedlung und Ströhn zusammen. Gemeinsam errichteten sie trotz widrigster Umstände noch während des Krieges eine kleine sogenannte „Barackenkapelle“, in dem dann die sonntäglichen Gottesdienste stattfanden.
Schon kurz nach dem Krieg, im September 1946, entsandte der Bischof dann den heimatvertriebenen Pfarrer Leonhard Braun aus der Diözese Ermland in Ostpreußen nach Lathen-Wahn. Am 12. Mai 1952 entschieden sich die Einwohner des Seelsorgebezirks Lathen-Wahn, dem auch die Ortsteile Rupennest, Kathen-Siedlung und Ströhn angehören, auf einer öffentlichen Versammlung einstimmig für einen Kirchenneubau. Die Grundsteinlegung war am 17. August 1953. Hierbei wurde derselbe geweihte Stein als Grundstein dieser neuen Kirche gelegt, der auch im Jahre 1923 als Grundstein des Gotteshauses im alten Dorf Wahn gelegt worden war. Die Architekten Bernhard Lippsmeier und Dipl. Ing. Dr. Georg Lippsmeier, Paderborn und Düsseldorf, erstellten die Pläne der Kirche. Erbaut wurde sie vom Lathener Bauunternehmer Bernhard Möhlenkamp und seinen Handwerkern unter der Bauleitung des Lathener Architekten Heinrich Hinrichs.Die Kirchweihe der heutigen St. Antonius Kirche zu Lathen-Wahn erfolgte am 20. Oktober 1954.Neben einer großen Opferbereitschaft der Dorfgemeinschaft erfolgte ein Großteil der Gelder für die Finanzierung des Kirchenneubaus durch Haussammlungen in den Nachbargemeinden. Hierzu fuhr sonntags ein ganzer Bus voller Sammler in die betreffenden Gemeinden und ging von Haus zu Haus. Wie Pfarrer Braun in seiner Chronik zu berichten weiß, sind die Sammler kaum jemals abgewiesen worden. Er stellte dazu fest: “Ein Beweis für die Spendenfreudigkeit und Glaubensfreudigkeit der Emsländer.“
Am Sonntag, den 10. September 2017 wird die Kirchengschichte, die Innausstattung der Kirche und das heutige Gemeindeleben der St. Antonius Kirche von Lathen-Wahn (Antoniusstraße 20) im Rahmen des Projektes „Kirche des Monats“ ausführlich vorgestellt.
Kirche des Monats August 2017
Emsländisches Projekt „Kirche des Monats“ zu Gast in der Grafschaft
Im Reformationsgedenkjahr wird viel über die Möglichkeiten der Ökumene und Verbindendes der Konfessionen diskutiert. Im Rahmen der von den beiden großen Konfessionen verantworteten Reihe „Kirche des Monats“ , die lutherische und katholische Kirchen des Emslands vorstellt, wurde am vergangenen Sonntagnachmittag mit der Michaeliskirche in Klausheide erstmalig eine Grafschafter Kirche aufgesucht. „Der Grund ist ganz einfach“, so Ulrich Hirndorf, Pastor für Öffentlichkeitsarbeit im luth. Kirchenkreis Emsland-Bentheim und neben dem Referenten des Emslanddechanten, Holger Berentzen, einer der beiden Organisatoren: „Die Kirche in Klausheide ist echt ökumenisch. Seit 1962 wird sie von reformierten und lutherischen Christen genutzt und seit 2009 sind die katholischen Christen mit im Kirchenschiff. Deshalb wollten wir bewusst einmal die Grenzen des Emslands überschreiten und dem Publikum diese besondere Kirche und ihre Geschichte vorstellen.“
Im Reformationsgedenkjahr wird viel über die Möglichkeiten der Ökumene und Verbindendes der Konfessionen diskutiert. Im Rahmen der von den beiden großen Konfessionen verantworteten Reihe „Kirche des Monats“ , die lutherische und katholische Kirchen des Emslands vorstellt, wurde am vergangenen Sonntagnachmittag mit der Michaeliskirche in Klausheide erstmalig eine Grafschafter Kirche aufgesucht. „Der Grund ist ganz einfach“, so Ulrich Hirndorf, Pastor für Öffentlichkeitsarbeit im luth. Kirchenkreis Emsland-Bentheim und neben dem Referenten des Emslanddechanten, Holger Berentzen, einer der beiden Organisatoren: „Die Kirche in Klausheide ist echt ökumenisch. Seit 1962 wird sie von reformierten und lutherischen Christen genutzt und seit 2009 sind die katholischen Christen mit im Kirchenschiff. Deshalb wollten wir bewusst einmal die Grenzen des Emslands überschreiten und dem Publikum diese besondere Kirche und ihre Geschichte vorstellen.“
Wechselseitig präsentierte das Pfarrerteam der drei Konfessionen nach einer kurzen Andacht „ihre“ Kirche, unterstützt vom Kindersingkreis des Ludgeruskindergartens Klausheide und den Messdienern. Da der Gottesdienstraum nicht alle interessierten Besucher fassen konnte, lauschten viele vor der Tür. Eine Übertragungsanlage und aufgestellte Bänke sorgten dafür, dass kaum jemand stehen musste. Während der luth. Pastor Thomas Kersten noch einmal auf die Geschichte der Kirche einging und ihre liturgische Ausstattung, sprachen der ref. Pastor Werner Bergfried und der kath. Priester Ulrich Högemann über die gemeinsame und gegenseitig wertschätzende Gemeindearbeit. Besondere Kunstwerke in der Kirche sind das Kreuz über dem Altar, sowie das Herz-Jesu-Buntglasfenster, das aus der abgetragenen St. Ludgeruskirche Klausheide stammt. Im Rahmen der Innenrenovierung der Michaeliskirche im Jahr 2012 hatte das Fenster einen besonderen Platz in unmittelbarer Nähe zum Taufstein bekommen. „Das abgebildete “brennende Herz” soll an die Leidenschaft für den Glauben und die Liebe Gottes zu den Menschen erinnern“ so Kersten. Ein starkes Symbol, das bewusst am Taufstein das konfessionsverbindende Sakrament der Taufe betonen solle.
Die Anfänge nach dem Krieg
Im Jahr 1956 war in Klausheide der „Evangelische Kirchenbauverein“ gegründet worden. Durch die Spenden sowohl der lutherischen, wie der reformierten Mitglieder wurde der Bau der Michaeliskirche finanziert. Am 13. August 1960 legte der lutherische Landessuperintendent Degener den Grundstein für die vom Osnabrücker Architekten Max Berling geplante Michaeliskirche. Der von Walter Gropius beeinflusste Architekt war in der Nachkriegszeit auf den passgenauen Neubau von Kirchen für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen spezialisiert. Unter seiner Leitung wurde die große Osnabrücker Marienkirche 1950 wiederaufgebaut und bis 1962 entstanden im Kirchenkreis Emsland-Bentheim in Uelsen, Twist, Emlichheim und letzlich Klausheide vier Kirchen aus seiner Feder. Während er bei den anderen Kirchgebäuden Elemente schlesischer Stabkirchen, russisch-orthodoxe Motive oder Inselkirchen zum Vorbild nahm, plante er die Michaeliskirche als Saalkirche aus Backstein. Die Einweihung erfolgte am 25. Januar 1962. So begann die Simultannutzung der Michaeliskirche durch die reformierten und lutherischen Christen der Umgebung, die mittlerweile auf eine vermutlich deutschlandweit einmalige Dreifachnutzung angestiegen ist.
Aus zwei wird drei
Seit 2009 findet auch die katholische Gemeinde nach der Entwidmung der St. Ludgeruskriche in der Michaeliskirche ein geistliches Zuhause. Dort ist nun jeden Sonntag im Wechsel zwischen den Konfessionen Gottesdienst. Am vierten Sonntag des Monats wird er in ökumenischer Verbundenheit gefeiert. „Ich freue mich und bin dankbar, so Pfarrer Högemann, dass ich hier mitwirken kann, an diesem besonderen Ort der Ökumene aber auch des Verständnisses für die Besonderheiten jeder christlichen Konfession.“ Ökumene entstehe da, wo Christen gemeinsam feiern, beten, zusammenkommen aber auch den anderen in seiner Glaubenspraxis wertschätzten, so der kath. Priester. Das Überleben dieses besonderen Ortes, so waren sich die drei Geistlichen einig, hänge aber nicht nur von ihnen ab, sondern „wenn die Kirche im Dorf bleiben soll, dann ist es wichtig, dass das Dorf auch in der Kirche bleibt“, so Högemann. Im Anschluss gab es für die Besucher die Möglichkeit, weitere Fragen zu stellen und sich mit Kaffee und Kuchen zu stärken, für die kleinen Gäste hatten die Messdiener einen Bastelworkshop vorbereitet.
Text und Photos: P. Ulrich Hirndorf
Die Anfänge nach dem Krieg
Im Jahr 1956 war in Klausheide der „Evangelische Kirchenbauverein“ gegründet worden. Durch die Spenden sowohl der lutherischen, wie der reformierten Mitglieder wurde der Bau der Michaeliskirche finanziert. Am 13. August 1960 legte der lutherische Landessuperintendent Degener den Grundstein für die vom Osnabrücker Architekten Max Berling geplante Michaeliskirche. Der von Walter Gropius beeinflusste Architekt war in der Nachkriegszeit auf den passgenauen Neubau von Kirchen für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen spezialisiert. Unter seiner Leitung wurde die große Osnabrücker Marienkirche 1950 wiederaufgebaut und bis 1962 entstanden im Kirchenkreis Emsland-Bentheim in Uelsen, Twist, Emlichheim und letzlich Klausheide vier Kirchen aus seiner Feder. Während er bei den anderen Kirchgebäuden Elemente schlesischer Stabkirchen, russisch-orthodoxe Motive oder Inselkirchen zum Vorbild nahm, plante er die Michaeliskirche als Saalkirche aus Backstein. Die Einweihung erfolgte am 25. Januar 1962. So begann die Simultannutzung der Michaeliskirche durch die reformierten und lutherischen Christen der Umgebung, die mittlerweile auf eine vermutlich deutschlandweit einmalige Dreifachnutzung angestiegen ist.
Aus zwei wird drei
Seit 2009 findet auch die katholische Gemeinde nach der Entwidmung der St. Ludgeruskriche in der Michaeliskirche ein geistliches Zuhause. Dort ist nun jeden Sonntag im Wechsel zwischen den Konfessionen Gottesdienst. Am vierten Sonntag des Monats wird er in ökumenischer Verbundenheit gefeiert. „Ich freue mich und bin dankbar, so Pfarrer Högemann, dass ich hier mitwirken kann, an diesem besonderen Ort der Ökumene aber auch des Verständnisses für die Besonderheiten jeder christlichen Konfession.“ Ökumene entstehe da, wo Christen gemeinsam feiern, beten, zusammenkommen aber auch den anderen in seiner Glaubenspraxis wertschätzten, so der kath. Priester. Das Überleben dieses besonderen Ortes, so waren sich die drei Geistlichen einig, hänge aber nicht nur von ihnen ab, sondern „wenn die Kirche im Dorf bleiben soll, dann ist es wichtig, dass das Dorf auch in der Kirche bleibt“, so Högemann. Im Anschluss gab es für die Besucher die Möglichkeit, weitere Fragen zu stellen und sich mit Kaffee und Kuchen zu stärken, für die kleinen Gäste hatten die Messdiener einen Bastelworkshop vorbereitet.
Text und Photos: P. Ulrich Hirndorf
Kirche des Monats Juli 2017
Kapelle zum Hl. Ferdinand in Langen/Grumsmühlen -
n.T.
Kapelle auf einem geschichtsträchtigen Gutsgelände
Die Kapelle zum Hl. Ferdinand auf Gut Grumsmühlen wurde im Jahr 1898 sehr zur Freude der umliegenden Bauernschaften gebaut. Zuvor waren fast zwei Stunden beschwerlichen Weges zurückzulegen, um an der sonntäglichen Messe in Thuine, Lengerich oder Baccum teilnehmen zu können. Und so leisteten die Bauern der Umgebung beim Bau der Kapelle gerne und unentgeltlich Hand- und Spanndienste, ebenso die Zimmererarbeiten. Die Benediktion erfolgte am 31.05.1899. Anfänglich versahen jeden Sonntag die Patres aus Meppen den Gottesdienst. Im Jahre 1902 bezog als erster Geistlicher Kaplan Quaing eine Wohnung auf dem Gut. Seitdem befindet sich das Allerheiligste in der Kapelle.
Ursprünglich gehörte das Gut Grumsmühlen den Grafen von Tecklenburg als Herren zu Lingen, erstmalig erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahr 1332. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war das Gut im Eigentum der Fraterherren zu Springborn in der Stadt Münster. Sie ließen den Hof durch Albert Gödding, auch Grumsmöller genannt, bewirtschaften. Im Jahr 1562 verkauften die Fratres Grumsmühlen an den Lingener Rentmeister Aleff van Limborch. Die günstige Lage des Hauses Grumsmühlen an der Straße nach Lingen und an der Markgrenze mehrerer Gemeinden veranlasste van Limborch, es zu einem festen Herrensitz auszubauen. Am 31.06.1572 wurde das Gut an den Lingener Drosten Ernst Mulert verkauft. Dieser entstammte einem alten holländischen Adelsgeschlecht. Er erhielt das Patronatsrecht über die Thuiner Kirche und ritterliche Adelsrechte für Grumsmühlen.
Grumsmühlen blieb etwa 100 Jahre im Besitz der Familie Mulert.
Am 30.06.1673 erwarb Oberstleutnant Joachim von Böselager zu Eggermühlen im Fürstentum Osnabrück Grumsmühlen. Die Herren von Böselager waren vielfach in Landesangelegenheiten und besonders der Wahrung der Interessen des katholischen Teiles der Bevölkerung tätig. So widersetzte sich Joachim von Böselager 1677 der Besitzergreifung der Thuiner Kirche durch die Protestanten. Kirchlich orientiert war die Familie von Böselager außer nach Thuine auch nach Baccum. Grumsmühlen wurde 1680 vom Landesherrn als Rittergut anerkannt, was damals den Adel des Besitzers zur Voraussetzung hatte. In dem ältesten Kirchenbuch der katholischen Kirchengemeinde zu Baccum befindet sich eine Eintragung aus dem Jahre 1743, dass „in dem göttlichen Kirchhause zu Baccum die Bank auf dem zweiten Chor dem hochadligen Haus Grumsmühlen von dem derzeitigen Pastor vergönnt worden sei“. Unter dem letzten auf Grumsmühlen ansässigen Friedrich von Böselager stammt die Kapelle zum Hl. Ferdinand.
Im Jahre 1905 ging das Rittergut Grumsmühlen, nachdem es fast zweieinhalb Jahrhunderte im Besitz der Familie von Böselager gewesen war, durch Kauf in den Besitz des Fabrikanten Carl Nolte über. Es entstanden die schmucken, blendendweißen Ökonomiegebäude, die den großen, stattlichen Hof umsäumen. 1923 kaufte Prinz Anton von Croy das Gut. Als er starb übernahm sein Sohn, Prinz Alfred das Gut. Heutiger Eigentümer ist dessen Neffe Nikolaus Prinz von Croy.
In der Gutskapelle wird noch heute alle zwei bis drei Wochen die Hl. Messe gefeiert. Prinzessin Huberta von Croy, Frau von Prinz Alfred, ist dies ein wichtiges Anliegen.
Auf Initiative von Nikolaus Prinz von Croy wurde 2012 der Altarraum neu gestaltet und ein Altarkreuz aus Belgien erworben, das aus einem Klostergut der Herzöge von Arenberg stammt. In der schönen Kapelle fallen zudem insbesondere ein aus Belgien stammender Kronleuchter und das Tabernakelbild aus dem alten Altar von 1898 mit zwei Engeln auf.
An diesem Sonntag wird die Kapelle auf Gut Grumsmühlen (Grumsmühlen, 49838 Langen) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ um 15.00 Uhr durch Prinzessin Huberta von Croy und Baron Christoph Freiherr von Boeselager vorgestellt. Anschließend sind alle Besucher in das nahe gelegene Heimathaus in Langen zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Unterstützt wird dieses Angebot vom Flüchtlingskreis. Zudem bietet der Heimatverein eine Besichtigung des im Heimathaus eingerichteten Museums mit einer Dauerausstellung über das Heuerlingswesen sowie einer Sonderausstellung „Leben und Arbeiten ohne und mit Strom“ an.
Text: Holger Berentzen (verschiedene Quellen – Heimatverein Langen)
Ursprünglich gehörte das Gut Grumsmühlen den Grafen von Tecklenburg als Herren zu Lingen, erstmalig erwähnt in einer Urkunde aus dem Jahr 1332. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war das Gut im Eigentum der Fraterherren zu Springborn in der Stadt Münster. Sie ließen den Hof durch Albert Gödding, auch Grumsmöller genannt, bewirtschaften. Im Jahr 1562 verkauften die Fratres Grumsmühlen an den Lingener Rentmeister Aleff van Limborch. Die günstige Lage des Hauses Grumsmühlen an der Straße nach Lingen und an der Markgrenze mehrerer Gemeinden veranlasste van Limborch, es zu einem festen Herrensitz auszubauen. Am 31.06.1572 wurde das Gut an den Lingener Drosten Ernst Mulert verkauft. Dieser entstammte einem alten holländischen Adelsgeschlecht. Er erhielt das Patronatsrecht über die Thuiner Kirche und ritterliche Adelsrechte für Grumsmühlen.
Grumsmühlen blieb etwa 100 Jahre im Besitz der Familie Mulert.
Am 30.06.1673 erwarb Oberstleutnant Joachim von Böselager zu Eggermühlen im Fürstentum Osnabrück Grumsmühlen. Die Herren von Böselager waren vielfach in Landesangelegenheiten und besonders der Wahrung der Interessen des katholischen Teiles der Bevölkerung tätig. So widersetzte sich Joachim von Böselager 1677 der Besitzergreifung der Thuiner Kirche durch die Protestanten. Kirchlich orientiert war die Familie von Böselager außer nach Thuine auch nach Baccum. Grumsmühlen wurde 1680 vom Landesherrn als Rittergut anerkannt, was damals den Adel des Besitzers zur Voraussetzung hatte. In dem ältesten Kirchenbuch der katholischen Kirchengemeinde zu Baccum befindet sich eine Eintragung aus dem Jahre 1743, dass „in dem göttlichen Kirchhause zu Baccum die Bank auf dem zweiten Chor dem hochadligen Haus Grumsmühlen von dem derzeitigen Pastor vergönnt worden sei“. Unter dem letzten auf Grumsmühlen ansässigen Friedrich von Böselager stammt die Kapelle zum Hl. Ferdinand.
Im Jahre 1905 ging das Rittergut Grumsmühlen, nachdem es fast zweieinhalb Jahrhunderte im Besitz der Familie von Böselager gewesen war, durch Kauf in den Besitz des Fabrikanten Carl Nolte über. Es entstanden die schmucken, blendendweißen Ökonomiegebäude, die den großen, stattlichen Hof umsäumen. 1923 kaufte Prinz Anton von Croy das Gut. Als er starb übernahm sein Sohn, Prinz Alfred das Gut. Heutiger Eigentümer ist dessen Neffe Nikolaus Prinz von Croy.
In der Gutskapelle wird noch heute alle zwei bis drei Wochen die Hl. Messe gefeiert. Prinzessin Huberta von Croy, Frau von Prinz Alfred, ist dies ein wichtiges Anliegen.
Auf Initiative von Nikolaus Prinz von Croy wurde 2012 der Altarraum neu gestaltet und ein Altarkreuz aus Belgien erworben, das aus einem Klostergut der Herzöge von Arenberg stammt. In der schönen Kapelle fallen zudem insbesondere ein aus Belgien stammender Kronleuchter und das Tabernakelbild aus dem alten Altar von 1898 mit zwei Engeln auf.
An diesem Sonntag wird die Kapelle auf Gut Grumsmühlen (Grumsmühlen, 49838 Langen) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche des Monats“ um 15.00 Uhr durch Prinzessin Huberta von Croy und Baron Christoph Freiherr von Boeselager vorgestellt. Anschließend sind alle Besucher in das nahe gelegene Heimathaus in Langen zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Unterstützt wird dieses Angebot vom Flüchtlingskreis. Zudem bietet der Heimatverein eine Besichtigung des im Heimathaus eingerichteten Museums mit einer Dauerausstellung über das Heuerlingswesen sowie einer Sonderausstellung „Leben und Arbeiten ohne und mit Strom“ an.
Text: Holger Berentzen (verschiedene Quellen – Heimatverein Langen)
Kirche des Monats Juni 2017
Geborgenheit und Stärke - St. Johannes der Täufer Enthauptung, Elbergen
Zwischen Emsbüren und Lingen liegt im südlichen Emsland die kleine Ortschaft Elbergen. Fast in Sichtweite der Ems findet sich die Ortschaft, die schon im Heberegister des Klosters Werden aus dem Jahr 890 erwähnt ist. Mittelpunkt des Ortes ist die kleine Dorfkirche mit dem gedrungenen Turm. Liest man in den Urkunden und in den alten Berichten im Archiv der Kirchengemeinde, dann beeindruckt der Einsatz, mit dem sich die Menschen dieses Ortes im Laufe der Geschichte für ihre Kirche eingesetzt haben. Das beginnt mit dem Bau der ersten Steinkirche in Elbergen im Jahr 1290. Zwölf Bauerfamilien des Ortes tun sich zusammen, um eine Kirche aus Stein zu erbauen. Als es im Laufe der Geschichte schwerer wurde, einen Priester zu finden, der die Heilige Messe in der Kirche feierte, gaben die Elbergener Ackerflächen an den Grafen des Schlosses Herzford, damit sein Hausgeistlicher auch in der Elbergener Kirche die Heilige Messe mit der Gemeinde feierte.
Bis heute ist an der Seite der Elbergener Kirche der alte Friedhof erhalten mit der Linde, die fast 900 Jahre alt ist. Der gedrungene Turm, aus dem Jahr 1740, vermittelt den Eindruck von Stärke und Kraft. Die ursprünglich in einem hölzernen Glockenturm untergebrachten drei Glocken aus den Jahren 1462,1602 und 1662 fanden in dem neuen, massiven Glockenturm aus handgeformten Backsteinen einen neuen Platz. Im Innenraum verspürt der Beter den Eindruck von Ruhe, Frieden und Geborgenheit. Das hat mit dem warmen Sandstein zu tun, der im Innern der Kirche prägend ist, aber auch mit den großen Kirchenfenstern, durch die die Kirche in ein wunderschönes Licht eingetaucht wird.
Geweiht ist die Kirche dem Pfarrpatron, dem Heiligen Johannes dem Täufer. Dieser findet sich in der Gestaltung der Kirche an den verschiedenen Orten wieder. Schon über dem Eingangsportal ist eine Figur des Vorläufers zu sehen, der auf ein Lamm zeigt. An dieser Figur werden der Auftrag und die Berufung von Johannes dem Täufer deutlich. Er sollte auf den Retter der Welt hinweisen, auf Jesus Christus, der das Lamm Gottes ist. Im Hochaltar, an der Ostseite der Kirche, wird die Lebensgeschichte des Elbergener Kirchenpatrons weitererzählt.
An diesem Sonntag lädt die Elbergener Kirchengemeinde im Rahmen der Aktion „Kirche des Monats“ um 15.00 Uhr dazu ein, diese alte Kirche mit ihrer Geschichte kennenzulernen. Aber es geht auch darum deutlich zu machen, dass die Kirche kein Museum ist, sondern ein Ort, an dem sich jede Woche Christinnen und Christen zum Lob Gottes versammeln. Nach dem Gottesdienst, in dem es viele Informationen und „Sehhilfen“ zur Geschichte und Gegenwart dieser kleinen Kirche gibt, lädt die Kirchengemeinde alle Besucherinnen und Besucher zu Kaffee und Kuchen vor dem Pastorat ein.
Bei einem kurzen Spaziergang rund um die Kirche können die Besucherinnen und Besucher über den wunderschönen alten Lindenbaum staunen und bei hoffentlich schönem Wetter überprüfen, ob die Sonnenuhr an der Südseite der Kirche die richtige Zeit anzeigt.
Text: Stephan Schwegmann
Bis heute ist an der Seite der Elbergener Kirche der alte Friedhof erhalten mit der Linde, die fast 900 Jahre alt ist. Der gedrungene Turm, aus dem Jahr 1740, vermittelt den Eindruck von Stärke und Kraft. Die ursprünglich in einem hölzernen Glockenturm untergebrachten drei Glocken aus den Jahren 1462,1602 und 1662 fanden in dem neuen, massiven Glockenturm aus handgeformten Backsteinen einen neuen Platz. Im Innenraum verspürt der Beter den Eindruck von Ruhe, Frieden und Geborgenheit. Das hat mit dem warmen Sandstein zu tun, der im Innern der Kirche prägend ist, aber auch mit den großen Kirchenfenstern, durch die die Kirche in ein wunderschönes Licht eingetaucht wird.
Geweiht ist die Kirche dem Pfarrpatron, dem Heiligen Johannes dem Täufer. Dieser findet sich in der Gestaltung der Kirche an den verschiedenen Orten wieder. Schon über dem Eingangsportal ist eine Figur des Vorläufers zu sehen, der auf ein Lamm zeigt. An dieser Figur werden der Auftrag und die Berufung von Johannes dem Täufer deutlich. Er sollte auf den Retter der Welt hinweisen, auf Jesus Christus, der das Lamm Gottes ist. Im Hochaltar, an der Ostseite der Kirche, wird die Lebensgeschichte des Elbergener Kirchenpatrons weitererzählt.
An diesem Sonntag lädt die Elbergener Kirchengemeinde im Rahmen der Aktion „Kirche des Monats“ um 15.00 Uhr dazu ein, diese alte Kirche mit ihrer Geschichte kennenzulernen. Aber es geht auch darum deutlich zu machen, dass die Kirche kein Museum ist, sondern ein Ort, an dem sich jede Woche Christinnen und Christen zum Lob Gottes versammeln. Nach dem Gottesdienst, in dem es viele Informationen und „Sehhilfen“ zur Geschichte und Gegenwart dieser kleinen Kirche gibt, lädt die Kirchengemeinde alle Besucherinnen und Besucher zu Kaffee und Kuchen vor dem Pastorat ein.
Bei einem kurzen Spaziergang rund um die Kirche können die Besucherinnen und Besucher über den wunderschönen alten Lindenbaum staunen und bei hoffentlich schönem Wetter überprüfen, ob die Sonnenuhr an der Südseite der Kirche die richtige Zeit anzeigt.
Text: Stephan Schwegmann
Eine echt lutherische Kirche
n.T.
"Kirche des Monats Mai 2017" Martin Luther Kirche Esterwegen
Die Entwicklung der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Esterwegen ähnelt denen anderer evangelischer Gemeinden auf dem Hümmling und im nördlichen Emsland. Auch hier gab es bis zum Ende des zweiten Weltkrieges nur vereinzelt evangelische Christen. Nach 1945 stieg ihre Zahl stark an, vor allem durch das Flüchtlingslager, das sich auf dem Gelände des ehemaligen Emslandlagers befand. Seelsorgerisch wurden die Protestanten von Papenburg aus betreut. Später lebten die Lutheraner verstreut in verschiedenen Dörfern. Eine gottesdienstliche und seelsorgerische Betreuung war daher für die Pastoren aus Papenburg besonders wegen der großen räumlichen Entfernung sehr schwierig. Gottesdienste wurden meist in Schulräumen abgehalten, die den Gläubigen für diesen Zweck zur Verfügung standen. Um eine bessere seelsorgerische Versorgung zu ermöglichen, wurden Kapellengemeinden gegründet, die mehrere Dörfer umfassten und für die jeweils ein Pastor zuständig war. Esterwegen bildete mit Lorup eine Kapellengemeinde, die später wieder aufgelöst wurde. Danach gehörten die evangelischen Christen in Esterwegen zur Kirchengemeinde St. Lukas in Werlte.
Von da an mussten die evangelischen Christen aus Esterwegen zum Gottesdienst nach Werlte fahren. Diese Lösung war unbefriedigend, und so kam schon bald der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in Esterwegen auf. Erst durch den Zustrom von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion stieg die Zahl der Lutheraner in den Neunziger Jahren auch in Esterwegen so stark an, dass hier eine zweite Predigtstätte gebaut werden sollte. Die politische Gemeinde Esterwegen unterstützte 1999 den Bau eines evangelischen Gemeindezentrums und stellte ein Grundstück zur Verfügung.
Bei der Planung des Gemeindezentrums waren mehrere Vorgaben zu berücksichtigen: Die evangelischen Christen wünschten sich vor allem ein Gotteshaus, also einen sakralen Raum.
Gleichzeitig waren aber auch Gruppenräume für Konfirmandenunterricht, Frauenkreis oder Mutter-Kind-Gruppe und Veranstaltungen anderer Art notwendig. Und alles nach den Vorgaben der Landeskirche was Größe und Finanzierung betraf.
Wie die übrigen Gebäude am Dorfplatz wurde das Gemeindezentrum vom Papenburger Architekten Helmut Schmitz entworfen. Kirche und Gemeindehaus bilden eine Einheit und fügen sich harmonisch in das Gesamtkonzept des Dorfplatzes ein. Alle Gebäude sind dem Esterweger Baustil nachempfunden und mit roten Klinkern gemauert.
Beim Betreten der Kirche fällt sofort das bunte Altarfenster auf. Es wurde 2004 in Eigenarbeit von einigen Gemeindemitgliedern unter der Leitung von Kunstglasermeister Detlef Brandt aus Westoverledingen angefertigt. Das Innere der Kirche besticht durch seine Schlichtheit. Im hellen, lichtdurchfluteten Raum fühlt man sich wohl. Altar, Kanzel, Taufbecken, Orgel, Kirchentüren und Bestuhlung sind aus Buchenholz hergestellt. Der warme Holzton vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit
Um eine räumliche Distanz zwischen Altarraum und Gläubigen zu vermeiden, wurde bewusst darauf verzichtet, Altar, Kanzel und Taufbecken auf ein Podest zu stellen. Sie stehen frei im Raum und können bei Bedarf umgestellt werden.
Aus finanziellen Gründen mussten die Gottesdienstbesucher lange Zeit auf den Klang einer Orgel verzichten und mit mehreren provisorischen Lösungen zufrieden sein. Im Frühjahr 2015 konnte dann endlich eine besondere Orgel eingeweiht werden. Der Orgelbaumeister Willehard Schomberg aus Kamperfehn hatte die Truhenorgel entworfen und gebaut.
Über eine Verbindungstür gelangt man vom Kirchenraum in das Gemeindehaus. Eine kleine Küche wird vielfältig genutzt: Vorbereitung von Essen für Gäste, Plätzchen backen mit Kindern in verschiedenen Gruppen, Pizza backen von Konfirmanden und anderen Jugendlichen. Weitere Gruppenräume dienen dem Konfirmandenunterricht, den Tagungen des Kirchenvorstandes, dem Beisammensein des Frauenkreises, als Spiel- und Aufenthaltsraum für die Mutter-Kind-Gruppe, als Arbeitsraum für die Handarbeitsgruppe und das neue Begegnungscafe.
Text von Renate Bartels
Bei der Planung des Gemeindezentrums waren mehrere Vorgaben zu berücksichtigen: Die evangelischen Christen wünschten sich vor allem ein Gotteshaus, also einen sakralen Raum.
Gleichzeitig waren aber auch Gruppenräume für Konfirmandenunterricht, Frauenkreis oder Mutter-Kind-Gruppe und Veranstaltungen anderer Art notwendig. Und alles nach den Vorgaben der Landeskirche was Größe und Finanzierung betraf.
Wie die übrigen Gebäude am Dorfplatz wurde das Gemeindezentrum vom Papenburger Architekten Helmut Schmitz entworfen. Kirche und Gemeindehaus bilden eine Einheit und fügen sich harmonisch in das Gesamtkonzept des Dorfplatzes ein. Alle Gebäude sind dem Esterweger Baustil nachempfunden und mit roten Klinkern gemauert.
Beim Betreten der Kirche fällt sofort das bunte Altarfenster auf. Es wurde 2004 in Eigenarbeit von einigen Gemeindemitgliedern unter der Leitung von Kunstglasermeister Detlef Brandt aus Westoverledingen angefertigt. Das Innere der Kirche besticht durch seine Schlichtheit. Im hellen, lichtdurchfluteten Raum fühlt man sich wohl. Altar, Kanzel, Taufbecken, Orgel, Kirchentüren und Bestuhlung sind aus Buchenholz hergestellt. Der warme Holzton vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit
Um eine räumliche Distanz zwischen Altarraum und Gläubigen zu vermeiden, wurde bewusst darauf verzichtet, Altar, Kanzel und Taufbecken auf ein Podest zu stellen. Sie stehen frei im Raum und können bei Bedarf umgestellt werden.
Aus finanziellen Gründen mussten die Gottesdienstbesucher lange Zeit auf den Klang einer Orgel verzichten und mit mehreren provisorischen Lösungen zufrieden sein. Im Frühjahr 2015 konnte dann endlich eine besondere Orgel eingeweiht werden. Der Orgelbaumeister Willehard Schomberg aus Kamperfehn hatte die Truhenorgel entworfen und gebaut.
Über eine Verbindungstür gelangt man vom Kirchenraum in das Gemeindehaus. Eine kleine Küche wird vielfältig genutzt: Vorbereitung von Essen für Gäste, Plätzchen backen mit Kindern in verschiedenen Gruppen, Pizza backen von Konfirmanden und anderen Jugendlichen. Weitere Gruppenräume dienen dem Konfirmandenunterricht, den Tagungen des Kirchenvorstandes, dem Beisammensein des Frauenkreises, als Spiel- und Aufenthaltsraum für die Mutter-Kind-Gruppe, als Arbeitsraum für die Handarbeitsgruppe und das neue Begegnungscafe.
Text von Renate Bartels
Zwei Kirchen unter einem Dach
n.T.
„Kirche des Monats“ April: St. Nikolaus, Herzlake
„Sind wir in der großen oder in der kleinen Kirche?“ Diese Frage beschäftigt die Herzlaker manches Mal, wenn sie zum Gottesdienst gehen. Denn es gibt zwei Kirchräume unter einem Dach. Die katholische St.-Nikolaus-Kirche und ihre besondere Raumsituation werden in der ökumenischen Reihe „Kirche des Monats“ am Sonntag, 09. April um 15:00 Uhr in Herzlake vorgestellt.
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Vorgängerbau der heutigen Kirche in einer Verkaufsurkunde des Klosters Nordhausen an das Zisterzienserinnen-Kloster Börstel von 1263. „Dieser Verkauf hatte bis ins 20. Jahrhundert zur Folge, dass jeder Pfarrer, den der Bischof in Herzlake einsetzen wollte, erst durch das seit der Reformation nicht mehr katholische Stift Börstel bestätigt werden musste, bevor er seinen Dienst antrat“, erklärt der Herzlaker Pastoralreferent Dominik Witte die kirchengeschichtlichen Auswirkungen. Dieses sogenannte Patronatsrecht wurde bis in die 1960er Jahre ausgeübt.
Diese Zeit war für den heutigen Kirchbau, der romanische Züge trägt, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und mehrfach erweitert wurde, auch baugeschichtlich bedeutsam:
Unter Pfarrer Heinrich Kottmann wurde 1966–68 die Nordwand der Kirche abgerissen und daran eine größere schlichte Hallenkirche angebaut. Der ursprüngliche alte Kirchraum ging verloren, weil die Bänke auf den neuen Altarraum ausgerichtet waren. Als Werktagskapelle blieb lediglich der alte Altarraum bestehen und führte jedoch ein Schattendasein.
Durch Architekt Robert Goda wurde der Wunsch vieler Herzlaker bei der letzten Renovierung 2012 umgesetzt, wieder eine in sich geschlossene alte Kirche zu haben, indem eine Glaswand anstelle der alten steinernen Nordwand eingezogen wurde. Dadurch sind die beiden Kirchen nun mit ihrem so unterschiedlichen Charakter wieder in sich geschlossene Räume, aber trotzdem miteinander verbunden.
Die kleine, alte Kirche mit ihrem gotischen Turm, der nach einem tödlichen Steinschlag 1966 mit Betonpfählen abgestützt werden musste, hat Kostbarkeiten wie den Taufbrunnen, der im 13. Jahrhundert aus Bentheimer Sandstein gefertigt wurde, oder den barocken Hochaltar aus der Schule Thomas Jöllemanns (geb. 1670). Deckenmalereien aus dem 20. Jahrhundert mit Darstellungen vom biblischen Priester Melchisedeks, von Nikolaus und der Himmelfahrt Mariens zeugen genauso von einem traditionellen konservativen Glaubensverständnis der damaligen Gemeinde, wie die Heiligenfiguren an den Wänden.
Ein Juwel der kleinen Kirche befindet sich auf der bei den letzten Umbaumaßnahmen wieder neu errichteten Empore: die Orgel, die vom Orgelbauer F. W. Haupt um 1890 mit bemerkenswert schönen Registern wie der „Vox Coelestis“ (Himmelsstimme) ausgestattet und 2012 von Martin Cladders zu einem Instrument mit 19 klingenden Registern erweitert und umgebaut wurde. Durch die Trennung der Gottesdiensträume wurde 2013 eine zweite Orgel für die große Kirche gebraucht, die aus Quakenbrück-Hengelage erworben werden konnte. „Wir haben eine nicht so ganz normale Kirche, die mit ihren zwei Orgeln und zwei Tabernakeln, dem Aufbewahrungsort für die geweihten Hostien, ein bisschen aus dem Rahmen fällt“, sagt Witte.
Die große, neue Kirche mit ihren rot geklinkerten Wänden wirkt im Vergleich zur kleinen Kirche einfach. Sie hat fast 450 Sitzplätze und ist damit dreimal so groß wie die kleine Kirche. Der Schwerpunkt der Vorstellung als „Kirche des Monats“ wird in der kleinen Kirche liegen, die mit ihrer weit zurückreichenden Geschichte Besucher von nah und fern einlädt, entdeckt zu werden. Anschließend gibt es Gelegenheit zur Begegnung bei Kaffee und Tee im Pfarrheim.
Dominik Witte
Kirche des Monats März: Kapelle des Marien Hospitals Papenburg
Die Kapelle des Marien Hospitals in Papenburg wird am Sonntag, den 12.03.2017 um 15.00 Uhr im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ vorgestellt. Zudem berichtet das ökumenische Team der Krankenhausseelsorge von seiner Arbeit.
Die Kapelle gehört zum Marien Hospital Papenburg Aschendorf, das als ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in neun Haupt- und zwei Belegabteilungen ein breitgefächertes medizinisches und pflegerisches Versorgungsangebot für die Menschen im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland bietet.
Die Kapelle in der jetzigen Form wurde 1935 im ersten Stock des Krankenhauses errichtet. Im Laufe der Zeit erfolgten unter Beibehaltung des Standorts einige Umbauten. Ein besonderer Einschnitt bildete in den sechziger Jahren die Liturgiereform. Da in der Feier der Messe der Priester nicht mehr mit dem Rücken zum Volk zelebrieren sollte, wurde der bestehende Hochaltar von der Wand gerückt, so dass der Priester hinter dem Altar mit dem Gesicht zur feiernden Gemeinde stehen konnte.
Ein weiterer wichtiger Einschnitt bildete die im vergangenen Jahr durchgeführte Umgestaltung der Kapelle mit dem Einbau der durch den Künstler Arne-Bernd Rhaue angefertigten Primärorte „Altar, Ambo und Tabernakelstele“. Im Zuge dieser Maßnahme erfolgte eine Herabsenkung des Altarraums, die Außenwände wurden mit einer helleren Farbe gestrichen, die Kirchenbänke wurden durch Stühle ersetzt und der Fußboden komplett erneuert. Am Mittwoch, dem 05. Oktober 2016, konnte Bischof Dr. Franz-Josef Bode die Altarweihe vornehmen.
Der Künstler Arne-Bernd Rhaue äußerte sich selbst zu seiner Arbeit: „In der Krankenhauskapelle erfährt der Kranke in seiner Sehnsucht nach dem Heilsein, Festigkeit und Vertrauen durch das Material des natürlich gebrochenen Anröchter Dolomits, in welchem die Primärorte gearbeitet sind. Aura der Beständigkeit tragen zum Heilungsprozess bei. Die Gestaltung der Altarflächen nimmt Ausgangspunkt in der Vision des Ezechiel. Das Wasser als Quelle des Heils und gesundenden Elements entspringt in der Altarmitte und überzeichnet in fallenden Linien die liegenden Figuren auf den Seitenflächen … „
Die Kapelle ist für die Patienten, Mitarbeiter und Besucher des Krankenhauses eine wichtige Kraftquelle und bildet für die katholische und evangelische Seelsorge im Haus eine wichtige Stütze. Diese Kapelle ermöglicht in der neuen Konzeption die Durchführung unterschiedlicher liturgischer Feiern, in denen besonders die Patienten mit einbezogen werden können.
Das Team der Krankenhausseelsorge lädt nach der Vorstellung zu einem Empfang ein. Hier besteht die Möglichkeit zum Austausch und zur Begegnung.
Wilfried Nee, Krankenhausseelsorger
Erstmals urkundlich erwähnt wird der Vorgängerbau der heutigen Kirche in einer Verkaufsurkunde des Klosters Nordhausen an das Zisterzienserinnen-Kloster Börstel von 1263. „Dieser Verkauf hatte bis ins 20. Jahrhundert zur Folge, dass jeder Pfarrer, den der Bischof in Herzlake einsetzen wollte, erst durch das seit der Reformation nicht mehr katholische Stift Börstel bestätigt werden musste, bevor er seinen Dienst antrat“, erklärt der Herzlaker Pastoralreferent Dominik Witte die kirchengeschichtlichen Auswirkungen. Dieses sogenannte Patronatsrecht wurde bis in die 1960er Jahre ausgeübt.
Diese Zeit war für den heutigen Kirchbau, der romanische Züge trägt, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und mehrfach erweitert wurde, auch baugeschichtlich bedeutsam:
Unter Pfarrer Heinrich Kottmann wurde 1966–68 die Nordwand der Kirche abgerissen und daran eine größere schlichte Hallenkirche angebaut. Der ursprüngliche alte Kirchraum ging verloren, weil die Bänke auf den neuen Altarraum ausgerichtet waren. Als Werktagskapelle blieb lediglich der alte Altarraum bestehen und führte jedoch ein Schattendasein.
Durch Architekt Robert Goda wurde der Wunsch vieler Herzlaker bei der letzten Renovierung 2012 umgesetzt, wieder eine in sich geschlossene alte Kirche zu haben, indem eine Glaswand anstelle der alten steinernen Nordwand eingezogen wurde. Dadurch sind die beiden Kirchen nun mit ihrem so unterschiedlichen Charakter wieder in sich geschlossene Räume, aber trotzdem miteinander verbunden.
Die kleine, alte Kirche mit ihrem gotischen Turm, der nach einem tödlichen Steinschlag 1966 mit Betonpfählen abgestützt werden musste, hat Kostbarkeiten wie den Taufbrunnen, der im 13. Jahrhundert aus Bentheimer Sandstein gefertigt wurde, oder den barocken Hochaltar aus der Schule Thomas Jöllemanns (geb. 1670). Deckenmalereien aus dem 20. Jahrhundert mit Darstellungen vom biblischen Priester Melchisedeks, von Nikolaus und der Himmelfahrt Mariens zeugen genauso von einem traditionellen konservativen Glaubensverständnis der damaligen Gemeinde, wie die Heiligenfiguren an den Wänden.
Ein Juwel der kleinen Kirche befindet sich auf der bei den letzten Umbaumaßnahmen wieder neu errichteten Empore: die Orgel, die vom Orgelbauer F. W. Haupt um 1890 mit bemerkenswert schönen Registern wie der „Vox Coelestis“ (Himmelsstimme) ausgestattet und 2012 von Martin Cladders zu einem Instrument mit 19 klingenden Registern erweitert und umgebaut wurde. Durch die Trennung der Gottesdiensträume wurde 2013 eine zweite Orgel für die große Kirche gebraucht, die aus Quakenbrück-Hengelage erworben werden konnte. „Wir haben eine nicht so ganz normale Kirche, die mit ihren zwei Orgeln und zwei Tabernakeln, dem Aufbewahrungsort für die geweihten Hostien, ein bisschen aus dem Rahmen fällt“, sagt Witte.
Die große, neue Kirche mit ihren rot geklinkerten Wänden wirkt im Vergleich zur kleinen Kirche einfach. Sie hat fast 450 Sitzplätze und ist damit dreimal so groß wie die kleine Kirche. Der Schwerpunkt der Vorstellung als „Kirche des Monats“ wird in der kleinen Kirche liegen, die mit ihrer weit zurückreichenden Geschichte Besucher von nah und fern einlädt, entdeckt zu werden. Anschließend gibt es Gelegenheit zur Begegnung bei Kaffee und Tee im Pfarrheim.
Dominik Witte
Kirche des Monats März: Kapelle des Marien Hospitals Papenburg
Die Kapelle des Marien Hospitals in Papenburg wird am Sonntag, den 12.03.2017 um 15.00 Uhr im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ vorgestellt. Zudem berichtet das ökumenische Team der Krankenhausseelsorge von seiner Arbeit.
Die Kapelle gehört zum Marien Hospital Papenburg Aschendorf, das als ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung in neun Haupt- und zwei Belegabteilungen ein breitgefächertes medizinisches und pflegerisches Versorgungsangebot für die Menschen im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland bietet.
Die Kapelle in der jetzigen Form wurde 1935 im ersten Stock des Krankenhauses errichtet. Im Laufe der Zeit erfolgten unter Beibehaltung des Standorts einige Umbauten. Ein besonderer Einschnitt bildete in den sechziger Jahren die Liturgiereform. Da in der Feier der Messe der Priester nicht mehr mit dem Rücken zum Volk zelebrieren sollte, wurde der bestehende Hochaltar von der Wand gerückt, so dass der Priester hinter dem Altar mit dem Gesicht zur feiernden Gemeinde stehen konnte.
Ein weiterer wichtiger Einschnitt bildete die im vergangenen Jahr durchgeführte Umgestaltung der Kapelle mit dem Einbau der durch den Künstler Arne-Bernd Rhaue angefertigten Primärorte „Altar, Ambo und Tabernakelstele“. Im Zuge dieser Maßnahme erfolgte eine Herabsenkung des Altarraums, die Außenwände wurden mit einer helleren Farbe gestrichen, die Kirchenbänke wurden durch Stühle ersetzt und der Fußboden komplett erneuert. Am Mittwoch, dem 05. Oktober 2016, konnte Bischof Dr. Franz-Josef Bode die Altarweihe vornehmen.
Der Künstler Arne-Bernd Rhaue äußerte sich selbst zu seiner Arbeit: „In der Krankenhauskapelle erfährt der Kranke in seiner Sehnsucht nach dem Heilsein, Festigkeit und Vertrauen durch das Material des natürlich gebrochenen Anröchter Dolomits, in welchem die Primärorte gearbeitet sind. Aura der Beständigkeit tragen zum Heilungsprozess bei. Die Gestaltung der Altarflächen nimmt Ausgangspunkt in der Vision des Ezechiel. Das Wasser als Quelle des Heils und gesundenden Elements entspringt in der Altarmitte und überzeichnet in fallenden Linien die liegenden Figuren auf den Seitenflächen … „
Die Kapelle ist für die Patienten, Mitarbeiter und Besucher des Krankenhauses eine wichtige Kraftquelle und bildet für die katholische und evangelische Seelsorge im Haus eine wichtige Stütze. Diese Kapelle ermöglicht in der neuen Konzeption die Durchführung unterschiedlicher liturgischer Feiern, in denen besonders die Patienten mit einbezogen werden können.
Das Team der Krankenhausseelsorge lädt nach der Vorstellung zu einem Empfang ein. Hier besteht die Möglichkeit zum Austausch und zur Begegnung.
Wilfried Nee, Krankenhausseelsorger
Kirche des Monats Januar
n.T.
15.01.2017 Kapelle auf Gut Hange, Freren
Vom Rittergut zum Hoffnungshof
Das Rittergut Hange – idyllisch in der ehemals eigenständigen Gemeinde Setlage bei Freren gelegen – hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor der heutigen Nutzung als „Fazenda da Esperanca“ (Hof der Hoffnung) hat es einige Jahre leer gestanden.
Hange, 1303 erstmals erwähnt, wurde um 1330 unter den Grafen von Tecklenburg als Grenzfestung gegen das Fürstbistum Osnabrück zu einer Burg ausgebaut. Eigentümer waren anfangs die Herren von Hange, es folgten mehrere Adelsfamilien. Schließlich kam das Gut in bürgerliche Hände. Der aus Haselünne stammende holländische Kaufmann Gustav Russel erwarb 1874 das Anwesen. Er renovierte die verfallenen Gebäude und ließ das Gutshaus als zweigeschossiges Herrenhaus mit einem kleinen Türmchen herrichten. Aus dieser Zeit stammt auch das Gartenhaus mit alten Wappensteinen der früheren Burg Venhaus bei Spelle. Es wurde für einige Zeit als kleine Kapelle verwendet.
1910 erwarb die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Thuine das Gut. Sie richteten dort einen Konvent und eine Hauswirtschaftsschule ein. Bereits 1911 wurde ein Raum im Gutshaus für den täglichen Gottesdienst genutzt. Das Gebäude wurde vom Orden nach und nach erweitert und umgebaut und schließlich ein Kapellenflügel angebaut.
Erster Spatenstich 1926
Für den Bau der Kapelle waren langwierige Vorarbeiten erforderlich, denn auf dem vorgesehen Bauplatz – die Kapelle wurde an den Südgiebel des alten Herrenhauses angebaut – lag in ohnehin sumpfigem Gelände ein Teich. Am 11. Mai 1926 wurden mit einem feierlichen ersten „Spatenstich“ die Arbeiten offiziell begonnen. Als außergewöhnlich aufwendig erwiesen sich die Fundamentierungsarbeiten.
Am 26. August 1926 war das Richtfest. Noch im Herbst desselben Jahres konnten die Schiefereindeckung durchgeführt und die Putzarbeiten an den Außenwänden abgeschlossen werden. Am 24. Februar 1927 nahm der Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning die Weihe der neuerbauten Herz-Jesu-Kapelle vor.
Die Kapelle ist in seinen Proportionen und den verwandten Baumaterialien in hohem Maße am Herrenhaus orientiert. So fügt sich der helle Putzbau mit Schiefersatteldach harmonisch in das Gesamtensemble ein.
Das Kapelleninnere im Obergeschoß des Anbaus präsentiert sich als schlichter saalförmiger Raum mit geradem Chorschluss. Von der ursprünglichen Ausstattung ist noch das große Chorfenster geblieben. Ausdrucksstark und in kräftigen Farben wird die Kreuzigungsgruppe dargestellt. Im Gegensatz zum Altarfenster wurde für die Fenster in den Seitenwänden leicht getöntes Glas verwandt. Neben biblischen und franziskanischen Motiven werden auch die Tätigkeitsfelder von Gut Hange – Schule und Altenpflege – in den fein aufgetragenen Zeichnungen dargestellt. Altar, Tabernakelturm und Ambo aus Eichenholz gefertigt passen sich der Geometrie des schlichten Saales an. Die rechte Seite des Chorraumes wird beherrscht von einer hohen Marienstatue. Alle sakralen Gegenstände sind mit zahlreichen flachen Reliefs überzogen, von denen die eigentliche, vielfältige – biblische – „Sprache“ des Altarraumes ausgeht. Eine schöne Arbeit einheimischer Handwerker ist die in dunkelrot gehaltene und mit goldsteifen umrandete Kassettendecke.
Auf dem geschichtsträchtigen und doch so lebendig gebliebenen Haus Hange bildet die Kapelle einen gelungenen und würdigen Mittelpunkt.
Heute wird Gut Hange von der ordensähnlichen Gemeinschaft „Fazenda da Esperanca“ genutzt, um suchtkranken Menschen zu helfen.
Im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ stellt am Sonntag, den 15.01.2017 um 15.00 Uhr der Leiter des Lingener Emslandmuseums Dr. Andreas Eiynck die Geschichte sowie die Innenausstattung der Kapelle auf Gut Hange (Schaler Straße 8, 49832 Freren) vor. Zudem wird die Hausgemeinschaft der „Fazenda da Esperanca“ mit ihrem Leiter Andre Marques einen Einblick in die heutige Nutzung geben und lädt zur Begegnung bei Kaffee und Kuchen ein.
Weitere Informationen:
FREREN Kleine Stadt im Emsland, Seiten 303-310 (von Josef Grave)
und www.gut-hange.de/geschichte und www.friduren.de
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Das Rittergut Hange – idyllisch in der ehemals eigenständigen Gemeinde Setlage bei Freren gelegen – hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Vor der heutigen Nutzung als „Fazenda da Esperanca“ (Hof der Hoffnung) hat es einige Jahre leer gestanden.
Hange, 1303 erstmals erwähnt, wurde um 1330 unter den Grafen von Tecklenburg als Grenzfestung gegen das Fürstbistum Osnabrück zu einer Burg ausgebaut. Eigentümer waren anfangs die Herren von Hange, es folgten mehrere Adelsfamilien. Schließlich kam das Gut in bürgerliche Hände. Der aus Haselünne stammende holländische Kaufmann Gustav Russel erwarb 1874 das Anwesen. Er renovierte die verfallenen Gebäude und ließ das Gutshaus als zweigeschossiges Herrenhaus mit einem kleinen Türmchen herrichten. Aus dieser Zeit stammt auch das Gartenhaus mit alten Wappensteinen der früheren Burg Venhaus bei Spelle. Es wurde für einige Zeit als kleine Kapelle verwendet.
1910 erwarb die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Thuine das Gut. Sie richteten dort einen Konvent und eine Hauswirtschaftsschule ein. Bereits 1911 wurde ein Raum im Gutshaus für den täglichen Gottesdienst genutzt. Das Gebäude wurde vom Orden nach und nach erweitert und umgebaut und schließlich ein Kapellenflügel angebaut.
Erster Spatenstich 1926
Für den Bau der Kapelle waren langwierige Vorarbeiten erforderlich, denn auf dem vorgesehen Bauplatz – die Kapelle wurde an den Südgiebel des alten Herrenhauses angebaut – lag in ohnehin sumpfigem Gelände ein Teich. Am 11. Mai 1926 wurden mit einem feierlichen ersten „Spatenstich“ die Arbeiten offiziell begonnen. Als außergewöhnlich aufwendig erwiesen sich die Fundamentierungsarbeiten.
Am 26. August 1926 war das Richtfest. Noch im Herbst desselben Jahres konnten die Schiefereindeckung durchgeführt und die Putzarbeiten an den Außenwänden abgeschlossen werden. Am 24. Februar 1927 nahm der Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning die Weihe der neuerbauten Herz-Jesu-Kapelle vor.
Die Kapelle ist in seinen Proportionen und den verwandten Baumaterialien in hohem Maße am Herrenhaus orientiert. So fügt sich der helle Putzbau mit Schiefersatteldach harmonisch in das Gesamtensemble ein.
Das Kapelleninnere im Obergeschoß des Anbaus präsentiert sich als schlichter saalförmiger Raum mit geradem Chorschluss. Von der ursprünglichen Ausstattung ist noch das große Chorfenster geblieben. Ausdrucksstark und in kräftigen Farben wird die Kreuzigungsgruppe dargestellt. Im Gegensatz zum Altarfenster wurde für die Fenster in den Seitenwänden leicht getöntes Glas verwandt. Neben biblischen und franziskanischen Motiven werden auch die Tätigkeitsfelder von Gut Hange – Schule und Altenpflege – in den fein aufgetragenen Zeichnungen dargestellt. Altar, Tabernakelturm und Ambo aus Eichenholz gefertigt passen sich der Geometrie des schlichten Saales an. Die rechte Seite des Chorraumes wird beherrscht von einer hohen Marienstatue. Alle sakralen Gegenstände sind mit zahlreichen flachen Reliefs überzogen, von denen die eigentliche, vielfältige – biblische – „Sprache“ des Altarraumes ausgeht. Eine schöne Arbeit einheimischer Handwerker ist die in dunkelrot gehaltene und mit goldsteifen umrandete Kassettendecke.
Auf dem geschichtsträchtigen und doch so lebendig gebliebenen Haus Hange bildet die Kapelle einen gelungenen und würdigen Mittelpunkt.
Heute wird Gut Hange von der ordensähnlichen Gemeinschaft „Fazenda da Esperanca“ genutzt, um suchtkranken Menschen zu helfen.
Im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ stellt am Sonntag, den 15.01.2017 um 15.00 Uhr der Leiter des Lingener Emslandmuseums Dr. Andreas Eiynck die Geschichte sowie die Innenausstattung der Kapelle auf Gut Hange (Schaler Straße 8, 49832 Freren) vor. Zudem wird die Hausgemeinschaft der „Fazenda da Esperanca“ mit ihrem Leiter Andre Marques einen Einblick in die heutige Nutzung geben und lädt zur Begegnung bei Kaffee und Kuchen ein.
Weitere Informationen:
FREREN Kleine Stadt im Emsland, Seiten 303-310 (von Josef Grave)
und www.gut-hange.de/geschichte und www.friduren.de
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Kirche des Monats Februar
Ev.-luth. Trinitatiskapelle Rütenbrock
Auf der Suche nach Petrus und Johannes
Nach der Reichsgründung 1871 nahm der Handel von und nach Holland zu und erforderte sowohl den Ausbau der Straßen- und Wasserwege, als auch des Zollwesens. Da der preußische Staat Zölle erhob, entstand die Notwendigkeit, etwas gegen den aufkeimenden Schmuggel zu tun. Um die Jahrhundertwende waren von Rütenbrock bis Fehndorf 17 Zollbeamte eingesetzt. Sie waren mit ihren Familien bewusst evangelisch ausgewählt, vom königlich preußischen Zoll in ein katholischen Umfeld entsendet worden. So sollte die amtlicherseits gewünschte Distanz zur heimischen Bevölkerung gewährleistet werden. Die umfangreichen Bautätigkeiten gaben aber auch vielen auswärtigen Arbeitern Lohn und Brot. Sie kamen aus Holland, Schlesien, dem Elsaß oder auch Schweden. Mehrheitlich evangelisch, wurden sie von Meppen aus, durch den lutherischen Superintendenten, Consistorialrat Grashoff betreut. Er schreibt in seinen Notizen 1878: „Am 19. September hielt ich zum ersten Male bei Rütenbrock, in der Nähe der holländischen Grenze in einer Bretterbude eines Unternehmens Gottesdienst ab. Es waren gegen 150 Arbeiter dort versammelt.“
In Grashoff reifte gegen Ende des Jahrhunderts der Plan, den weit abseits gelegenen Zöllnern und Arbeitern ein eigenes Bethaus zu schaffen. Nach einem regen Schriftverkehr mit Zoll- und landeskirchlichen Stellen, damals war noch der deutsche Kaiser das Oberhaupt der Lutherischen Kirche, wurde 1902 mit dem Bau der Trinitatiskapelle Rütenbrock begonnen. Die Einweihung war am 2. Februar 1903.
Der Bau
Der schlichte Bau mit je zwei Rundbogenfenstern auf jeder Seite, gemauert aus roten Ziegeln, war klein. Der Innenraum maß nur 5, 50 m x 7,70 m. Es fanden darin 10 Sitzbänke Platz für maximal 60 Personen. Julius Assmann, Hoflieferant ihrer Majestät, der Kaiserin lieferte Taufbecken, Hostienteller, Altarleuchter und eine Opferbüchse. Der Künstler Anton Stitz die Apostelstatuen Petrus und Johannes. Die Kapelle war eine Außenstelle der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde. Der Pastor musste zu jedem Gottesdienst aus Meppen anreisen.
Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder durch den Zustrom der Flüchtlinge stark an. 1948 kam mit Pastor Wistinghausen zum ersten Mal seit der Reformationszeit ein lutherischer Pastor nach Haren und Rütenbrock.
1952/53 wurde die Trinitatis-Kapelle um mehr als das Doppelte erweitert. Der Neubau wurde im Süden an die bestehende Kapelle angebaut. So entstand ein neuer Innenraum für die Gemeinde von 10 m Breite x 8 m Tiefe bis zu den Altarstufen. Wer heute durch die Tür in die Kapelle tritt, gelangt also zunächst in den schmalen ursprünglichen Bau. Dann weitet sich der Raum großzügig. Insgesamt hat die erweiterte Kapelle ca 150 Sitzplätze. An den Seiten wurden schmale Nebenräume an die bestehenden Außenwände angelehnt. Die heutige Kapelle ist also breiter, aber zugleich auch etwas niedriger als die ursprüngliche. Petrus und Johannes sucht man in der heutigen Kapelle vergebens. Im Laufe des Jahres 1945 sind die Apostelstatuen verschwunden und seitdem nicht mehr auffindbar. Vielleicht zieren sie, als „Kriegsbeute“ exportiert, inzwischen eine andere schöne Kirche.
Da sich der Schwerpunkt der Gemeindeentwicklung in den 50er Jahren in die Stadt Haren verlagerte, wurde das evangelische Pfarrhaus 1958 in Haren gebaut und daneben 1960 die ev.-luth. St.-Johannis-Kirche. Rütenbrock blieb eine Außenstelle.
Das „Erdbeben“ von 1997
Am 19.02.1997 und am 14.7.1998 gab es im Raum Rütenbrock merkbare Erdstöße, die offenkundig hervorgerufen waren durch umfangreiche Erdgasförderung in den angrenzenden Niederlanden durch die „Nederlandse Aardolie Maatschappij“ (NAM). Die Kirchengemeinde hat danach an der Kapelle umfangreiche Schäden festgestellt. Risse im Mauerwerk hatten sich außen und innen gebildet. Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 145.000 DM waren berechnet worden. Nachdem die NAM 1999 eine einmalige Abfindung in Höhe von 11.300 Gulden angeboten hatte, erreichten Kirchenvorstand und Kirchenkreisamt 2003 eine Auszahlung von 20.000 Euro seitens der NAM.
Zur Ev.-luth. Kirchengemeinde Haren gehören inzwischen gut 3000 Gemeindeglieder, davon leben rund 500 in der Region Rütenbrock samt den Außendörfern. Das scheint wenig. Und im Zuge kirchlicher Sparmaßnahmen steht der Fortbestand der Kapelle immer wieder auf dem Prüfstand.
Trotzdem ist die Kapelle das älteste evangelisch-lutherische Kirchengebäude im weiten Umkreis. Dadurch hat sie einen hohen Symbolwert und steht unter Denkmalschutz. Erst letzte Woche hat sich in Rütenbrock ein Förderverein gegründet, der mit neuen Ideen sowohl das Programm als auch die Finanzierung der „Kleinods am Kanal“ auf neue Füße stellen möchte.
Die Kapelle dokumentiert in ihrer Geschichte zugleich auch die Geschichte des Protestantismus im Emsland, der in diesem Falle durch die entsendeten Zöllner mit ihren Familien Einzug hielt.
Am kommenden Sonntag wird Pastor Torben Rakowski im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ die Trinitatiskapelle Rütenbrock dem interessierten Publikum vorstellen und weitere Details zu Architektur und Gemeindegeschichte preisgeben. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. Sie finden die Kapelle in der Ter Apeler Straße 10, 49733 Rütenbrock.
Ulrich Hirndorf
weitere Informationen unter: https://kirche-haren.wir-e.de und https://foerderverein-kapelle-ruetenbrock.wir-e.de
Auf der Suche nach Petrus und Johannes
Nach der Reichsgründung 1871 nahm der Handel von und nach Holland zu und erforderte sowohl den Ausbau der Straßen- und Wasserwege, als auch des Zollwesens. Da der preußische Staat Zölle erhob, entstand die Notwendigkeit, etwas gegen den aufkeimenden Schmuggel zu tun. Um die Jahrhundertwende waren von Rütenbrock bis Fehndorf 17 Zollbeamte eingesetzt. Sie waren mit ihren Familien bewusst evangelisch ausgewählt, vom königlich preußischen Zoll in ein katholischen Umfeld entsendet worden. So sollte die amtlicherseits gewünschte Distanz zur heimischen Bevölkerung gewährleistet werden. Die umfangreichen Bautätigkeiten gaben aber auch vielen auswärtigen Arbeitern Lohn und Brot. Sie kamen aus Holland, Schlesien, dem Elsaß oder auch Schweden. Mehrheitlich evangelisch, wurden sie von Meppen aus, durch den lutherischen Superintendenten, Consistorialrat Grashoff betreut. Er schreibt in seinen Notizen 1878: „Am 19. September hielt ich zum ersten Male bei Rütenbrock, in der Nähe der holländischen Grenze in einer Bretterbude eines Unternehmens Gottesdienst ab. Es waren gegen 150 Arbeiter dort versammelt.“
In Grashoff reifte gegen Ende des Jahrhunderts der Plan, den weit abseits gelegenen Zöllnern und Arbeitern ein eigenes Bethaus zu schaffen. Nach einem regen Schriftverkehr mit Zoll- und landeskirchlichen Stellen, damals war noch der deutsche Kaiser das Oberhaupt der Lutherischen Kirche, wurde 1902 mit dem Bau der Trinitatiskapelle Rütenbrock begonnen. Die Einweihung war am 2. Februar 1903.
Der Bau
Der schlichte Bau mit je zwei Rundbogenfenstern auf jeder Seite, gemauert aus roten Ziegeln, war klein. Der Innenraum maß nur 5, 50 m x 7,70 m. Es fanden darin 10 Sitzbänke Platz für maximal 60 Personen. Julius Assmann, Hoflieferant ihrer Majestät, der Kaiserin lieferte Taufbecken, Hostienteller, Altarleuchter und eine Opferbüchse. Der Künstler Anton Stitz die Apostelstatuen Petrus und Johannes. Die Kapelle war eine Außenstelle der Gustav-Adolf-Kirchengemeinde. Der Pastor musste zu jedem Gottesdienst aus Meppen anreisen.
Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder durch den Zustrom der Flüchtlinge stark an. 1948 kam mit Pastor Wistinghausen zum ersten Mal seit der Reformationszeit ein lutherischer Pastor nach Haren und Rütenbrock.
1952/53 wurde die Trinitatis-Kapelle um mehr als das Doppelte erweitert. Der Neubau wurde im Süden an die bestehende Kapelle angebaut. So entstand ein neuer Innenraum für die Gemeinde von 10 m Breite x 8 m Tiefe bis zu den Altarstufen. Wer heute durch die Tür in die Kapelle tritt, gelangt also zunächst in den schmalen ursprünglichen Bau. Dann weitet sich der Raum großzügig. Insgesamt hat die erweiterte Kapelle ca 150 Sitzplätze. An den Seiten wurden schmale Nebenräume an die bestehenden Außenwände angelehnt. Die heutige Kapelle ist also breiter, aber zugleich auch etwas niedriger als die ursprüngliche. Petrus und Johannes sucht man in der heutigen Kapelle vergebens. Im Laufe des Jahres 1945 sind die Apostelstatuen verschwunden und seitdem nicht mehr auffindbar. Vielleicht zieren sie, als „Kriegsbeute“ exportiert, inzwischen eine andere schöne Kirche.
Da sich der Schwerpunkt der Gemeindeentwicklung in den 50er Jahren in die Stadt Haren verlagerte, wurde das evangelische Pfarrhaus 1958 in Haren gebaut und daneben 1960 die ev.-luth. St.-Johannis-Kirche. Rütenbrock blieb eine Außenstelle.
Das „Erdbeben“ von 1997
Am 19.02.1997 und am 14.7.1998 gab es im Raum Rütenbrock merkbare Erdstöße, die offenkundig hervorgerufen waren durch umfangreiche Erdgasförderung in den angrenzenden Niederlanden durch die „Nederlandse Aardolie Maatschappij“ (NAM). Die Kirchengemeinde hat danach an der Kapelle umfangreiche Schäden festgestellt. Risse im Mauerwerk hatten sich außen und innen gebildet. Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 145.000 DM waren berechnet worden. Nachdem die NAM 1999 eine einmalige Abfindung in Höhe von 11.300 Gulden angeboten hatte, erreichten Kirchenvorstand und Kirchenkreisamt 2003 eine Auszahlung von 20.000 Euro seitens der NAM.
Zur Ev.-luth. Kirchengemeinde Haren gehören inzwischen gut 3000 Gemeindeglieder, davon leben rund 500 in der Region Rütenbrock samt den Außendörfern. Das scheint wenig. Und im Zuge kirchlicher Sparmaßnahmen steht der Fortbestand der Kapelle immer wieder auf dem Prüfstand.
Trotzdem ist die Kapelle das älteste evangelisch-lutherische Kirchengebäude im weiten Umkreis. Dadurch hat sie einen hohen Symbolwert und steht unter Denkmalschutz. Erst letzte Woche hat sich in Rütenbrock ein Förderverein gegründet, der mit neuen Ideen sowohl das Programm als auch die Finanzierung der „Kleinods am Kanal“ auf neue Füße stellen möchte.
Die Kapelle dokumentiert in ihrer Geschichte zugleich auch die Geschichte des Protestantismus im Emsland, der in diesem Falle durch die entsendeten Zöllner mit ihren Familien Einzug hielt.
Am kommenden Sonntag wird Pastor Torben Rakowski im Rahmen der Reihe „Kirche des Monats“ die Trinitatiskapelle Rütenbrock dem interessierten Publikum vorstellen und weitere Details zu Architektur und Gemeindegeschichte preisgeben. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. Sie finden die Kapelle in der Ter Apeler Straße 10, 49733 Rütenbrock.
Ulrich Hirndorf
weitere Informationen unter: https://kirche-haren.wir-e.de und https://foerderverein-kapelle-ruetenbrock.wir-e.de